Die Pariser House-Szene der 90er: Regisseurin Mia Hansen-Løve erzählt von ihrer Generation. Der Film läuft im 3001
Dieses „Eden“ ist nicht nur das Paradies aus House-Musik, Raves und Drogen, in das sich die jungen Franzosen Anfang der 90er Jahre katapultierten. „Eden“ war auch der Name des ersten House-Fanzines. Und dieses war so improvisiert, zusammengetackert und ungestüm wie der Sound des French House selbst, den die französische Regisseurin Mia Hansen-Løve („Der Vater meiner Kinder“) in ihrem neuen Film zelebriert – und das Lebensgefühl einer ganzen Generation gleich mit.
„Eden“ führt von den Pariser Bars, in denen House begann, zu den Industriebrachen, Clubs und Mega-Events, bei denen die jungen DJs aus Paris plötzlich auf der Bühne des New Yorker Kunstzentrums PS1 standen. Der Film erzählt von dem Aufstieg von Daft Punk – und dem langsamen Untergang des DJs Paul (Félix de Givry), der irgendwann als Plattendreher auf den Gartenpartys reicher Araber landet, während seine Freunde längst in die Charts abgehoben sind oder sich in die Bürgerlichkeit abgeseilt haben.
Mit aller Zeit der Welt, sehr genau und fast unaufgeregt, lässt Hansen-Løve in ihrem mehr als zweistündigen Film zwei Jahrzehnte House, Garage und Elektro am Zuschauer vorbeiziehen, erste Lieben und aufgepeitschte Nächte – und das zu so mitreißender Musik, dass man dabei kaum stillsitzen kann. Der Soundtrack ist im Übrigen so persönlich wie die Geschichte selbst, die aus dem Leben von Mia Hansen-Løves Bruders Sven Løve erzählt und ein wenig auch aus ihrem eigenen.
Zum Interview in einem Berliner Hotel erschien Mia Hansen-Løve ganz mädchenhaft mit Zöpfen um den Kopf gezwirbelt, um mit französischer Leidenschaft von ihrem Filmtrip zurück in die Neunziger zu erzählen.
SZENE HAMBURG: „Eden“ porträtiert die House-Jugend im Paris der Neunziger. Damals waren Sie gerade mal 13.
Mia Hansen-Løve: Mein Glück war, dass die House-Szene in Bars entstand und es deswegen keine Türsteher gab. Außerdem legte mein älterer Bruder Sven dort auf, und das beruhigte meine Eltern. Wir waren aber alle sehr jung. Daft Punk, die damals noch Darlin’ hießen, waren gerade mal 17, und genau dieses jugendliche, unbekümmerte Gefühl, dieser Hedonismus und die Naivität wurden später ja auch als „French Touch“ der House-Musik berühmt.
Daft Punk, die in „Eden“ noch ohne Roboter-Outfit auftauchen, stiegen 2013 mit „Get Lucky“ zu Superstars auf.
Als wir das Drehbuch geschrieben haben, war ihr Album „Random Excess Memories“ noch gar nicht erschienen. Ich weiß noch, wie ich einen der Produzenten zu überzeugen versuchte, potenziellen Geldgebern zu erzählen, dass Daft Punk in dem Film vorkommen. Er wiegelte ab, denn er kannte sie nicht. Aber als ich aus seinem Büro kam, hing bei der L’ Opéra plötzlich dieses Plakat der beiden Roboter, groß wie ein Haus, und kündigte das Album an. Ich hab sofort ein Foto gemacht und es ihm geschickt (lacht). Am Ende haben Daft Punk den Film gerettet. Nicht nur, weil uns ihr Erfolg bei der Finanzierung half, sondern auch, weil sie uns die Rechte ihrer Songs, die mehr als 1 Million Euro gekostet hätten, quasi geschenkt haben. Das war großartig, aber hatte auch eine gewisse Ironie. Auf der einen Seite war da unser kleiner Film über einen scheiternden DJ, auf der anderen Seite plötzlich ihr riesiger Erfolg.
Das vollständige Interview von Redakteurin Sabine Danek mit Mia Hansen-Løve findet man in der Mai-Ausgabe des Stadtmagazins SZENE HAMBURG.
Fotos: Alamode Film (oben), Olivier Vigerie (unten)
3001 Kino
Schanzenstraße 75 (Sternschanze)
Termine:
6.5., 21 Uhr, 7.5., 21.15 Uhr, 8.5., 21 Uhr, 9.5., 21.15 Uhr, 10.5., 21 Uhr
11.5., 20.45 Uhr, 12.5., 21 Uhr, 13.5., 20.45 Uhr, 22.5. & 23.5., 23 Uhr
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