Filmkritik: „Karla“

Ergreifendes Drama über wahren Missbrauchsfall
Close-up der Hauptdarstellerin im Profil.
Fantastisch, wie feinfühlig Elise Krieps die sexuell missbrauchte Karla spielt (©Achtung Panda! / Florian Emmer)

„Willst du deiner Familie das wirklich antun?“ Mit dieser Frage wird die zwölfjährige Karla konfrontiert, als sie auf einer Polizeiwache erscheint, um den sexuellen Missbrauch durch ihren Vater eigenmächtig anzuzeigen. Das Mädchen bleibt standhaft, kommt daraufhin in einem kirchlichen Wohnheim unter und versucht fortan, den Ermittlungsrichter Lamy von ihrem Fall zu überzeugen. Anfangs ist der Jurist skeptisch, zumal Karla ihm manche Fakten schuldig bleibt. Doch mit der Zeit finden die beiden einen Weg, über die schrecklichen Erlebnisse zu kommunizieren. Aber reicht all das, was sie besprechen, für eine Verurteilung?

„Karla“: Zweifach ausgezeichnet beim Filmfest München

Das Filmplakat zu „Karla“ (©Achtung Panda!)

Beim diesjährigen Filmfest München, wo „Karla“ Weltpremiere feierte, wurde die Debütarbeit der jungen Regisseurin Christina Tournatzés gleich zweifach ausgezeichnet. Absolut verdient! Denn sowohl erzählerisch wie auch darstellerisch und formal nähert sich das im Jahr 1962 spielende, auf einem wahren Gerichtsfall basierende Drama seinem schwierigen Thema auf bemerkenswerte Weise. Der Missbrauch selbst wird nie offen gezeigt, bricht jedoch immer wieder in Erinnerungsfetzen und übersteigerten Geräuschen für kurze Momente hervor. Auch wenn sie einige Details nicht benennen könne, sei das Gefühl stets präsent, sagt Karla an einer Stelle – und bringt damit auf den Punkt, wie es in ihrem Inneren aussieht.

Hauptdarstellerin Elise Krieps, Tochter der Schauspieler Vicky Krieps und Jonas Laux, meistert ihre erste große Rolle mit Bravour, ist vor allem in stillen Augenblicken unglaublich ausdrucksstark. Eine facettenreiche Performance liefert auch Rainer Bock als Richter ab, der einerseits eine gewisse bürokratische Steifheit ausstrahlt, andererseits aber zu echter Empathie fähig ist. Etwa, als er nach einer Panikattacke Karlas mit ihr auf einer Wiese sitzt und leise vor sich hinsummt. Sensible, kraftvolle Szenen wie diese hat der von Mut und Selbstermächtigung handelnde Film reihenweise zu bieten. Für ein Debütwerk wirklich ungewöhnlich! 

Der Trailer zum Film

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