Filmkritik: Niemals Selten Manchmal Immer

Die 17-jährige Autumn (Sidney Flanigan) flieht nach New York (Foto: Focus Features)

Leises, auf der Berlinale gefeiertes Abtreibungsdrama

Wofür braucht man Worte, wenn man Gesten hat. Die des Chefs, der die Hand eines Mädchens etwas zu lange festhält, die eines Fremden im Bus, der ihr einfach an den Arm fasst oder der eine Schritt eines jungen Mannes zu viel, der ihr auf der Straße unangenehm nahe kommt. Aus diesen kleinen Momenten hat die New Yorker Independent Regisseurin Eliza Hittman einen großen Film gemacht.

Über die 17-jährige Autumn (Sidney Flanigan), die ungewollt schwanger ist. Da in Pennsylvania die Erlaubnis der Eltern erforderlich ist, um abzutreiben, macht sie sich mit ihrer Cousine Skylar (Talia Ryder) auf den Weg in eine Klinik in New York. Nur wenige Tage im Leben der beiden Mädchen beschreibt der „Alltags-Thriller“, wie Hittman ihn nennt. Doch er erzählt weit darüber hinaus und wurde auf der Berlinale begeistert gefeiert.

Die Idee zu der Geschichte entstand, als die Regisseurin las, wie Tausende junge Irinnen Jahrzehnte lang nach London fuhren, weil Abtreibung in dem katholischen Land verboten war. In den USA geht es vielen Frauen bis heute so. Gerade aus ländlichen Gebieten, wo es nie Abtreibungskliniken gab oder sie nach und nach geschlossen werden, müssen Frauen in der Regel in eine Großstadt reisen. Und so wie Autumn und Skylar ganz alleine mit der Situation fertig werden.

Sehr hier den Trailer zu Niemals Selten Manchmal Immer

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Wer der Vater des Kindes ist oder wie die näheren Umstände sind, das interessiert Hittman nicht. Sie konzentriert sich ganz auf Details und zeigt den Mut der beiden Mädchen. Ihnen will sie eine Stimme geben. Genau wie die Hauptdarstellerinnen, die im realen Leben beide Aktivistinnen für Frauenrechte sind.

Für Sidney Flanigan, eine Singer/Songwriterin, war Autumn ihre erste Filmrolle überhaupt. Und es ist beeindruckend, wie sie in der titelgebenden Szene, in der ihr eine (reale) Sozialarbeiterin unendlich viele Fragen stellt, die von der ersten Periode bis zu Geschlechtsverkehr und eventueller Gewalt reichen, ihr ganzes junges Leben auf ihrem Gesicht vorüber ziehen lässt. / Sabine Danek 

Regie: Eliza Hittman. Mit Sidney Flanigan, Talia Ryder, Théodore Pellerin.
95 Min. Ab 01.10.2020


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