Filmkritik: „Frisch“

Das Thrillerdrama „Frisch“ erzählt die Geschichte zweier ungleicher Brüder, die nach dem Tod ihrer Mutter und dem Verschwinden ihres Vaters bei ihrem Onkel Andy unterkommen. Hier geht es um Zusammenhalt, oder Kampf gegen das Leben 
Filmausschnitt zu "Frisch". Ein junger Mann richtet eine Pistole auf einen weiteren Mann, der in einem dunklen Zimmer auch der Couch liegt
Pistolen sind kein Spielzeug, weiß man eigentlich – oder?! (©Port au Prince)

„Das Einzige, was wir haben, das sind wir!“, versichern sich die Brüder Kai und Mirko, als sie im Kindesalter nach dem Tod ihrer Mutter und dem Verschwinden ihres Vaters bei ihrem Onkel Andy unterkommen. Erzählt Damian John Harper in seiner Adaption des schottischen Romans „Frisch“ von Mark McNay also eine Geschichte, die von geschwisterlichem Zusammenhalt, von einem gemeinsamen Kampf gegen die Widrigkeiten des Lebens erzählt? Eher nicht. Vielmehr entblättert sich vor den Augen des Publikums eine toxische Beziehung; eine Hassliebe, die auf eine Katastrophe zusteuert. Kai und Mirko könnten kaum unterschiedlicher sein: Ersterer, der Jüngere, ist zurückhaltend, fügsam, rackert sich als junger Erwachsener in einer Fleischfabrik ab, um seine kleine Familie irgendwie über die Runden zu bringen. Der Ältere wiederum geriet schon früh auf die schiefe Bahn, hatte seine Impulse noch nie richtig im Griff und sitzt mal wieder im Knast. Die Nachricht seiner Freilassung löst bei Kai Panik aus. Denn dummerweise hat er das Geld, das er für Mirko verwahren sollte, größtenteils ausgegeben. Wie kann er es so schnell wieder beschaffen? Und was, wenn er seinem Bruder erneut bei dessen kriminellen Machenschaften helfen soll?

„Frisch“: Gegenwart und Vergangenheit 

Auf dem Filmplakat zu "Frisch" sieht man einen geknickten jungen Mann der auf einer Straße steht und eine Kaputze trägt
„Frisch“ ist ab sofort im Kino zu sehen (©Port au Prince)

„Frisch“ ist deutsches Kino, wie man es sich häufiger wünscht. Sicherlich: Nicht alles überzeugt. Den zweistimmigen Erzählerkommentar hätte man eindampfen können, und die Westernanalogien wirken etwas aufgesetzt. Dafür entsteht jedoch schon früh ein fiebriger Sog. Die Welt, die das im Ruhrgebiet, fast nur bei Nacht spielende Thrillerdrama beschreibt, ist eng, stickig. Die Figuren gleichen Gefangenen, finden keinen Ausweg aus der Tristesse ihres Milieus. Herausfordernd sind der fragmentarische Aufbau des Films, der fließende Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Und schockierend ist, wie abrupt die Stimmung mitunter ins Bedrohliche umschlägt. Nicht zu vergessen: die starken Darbietungen von Louis Hofmann als Kai und Franz Pätzold als wandelndes Pulverfass Mirko. 

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 07/25 erschienen. 

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