Es ist eine Welt, die seltsam aus Zeit und Raum gefallen scheint: ein Colosseum wie aus dem alten Rom, ein Tuk Tuk wie in Indien, gelenkt von einem Schwarzen Jungen, verglaste, anonyme Stahlbauten, ein Mädchen im lässigen Vintage-Style und die immer wieder durch die Luft tanzeden rosa Blütenblätter. Es ist eine Szenerie, die verwirrt und verzaubert und eine ungewöhnliche Universalität schafft. In seiner modernen Adaption von Michael Endes „Momo“ gelingt es Regisseur und Drehbuchautor Christan Ditter, den Kinderbuchklassiker aus dem Jahr 1973 mal sehr gegenwärtig zu erzählen, mal eine märchenhafte Zeitlosigkeit zu erzeugen.

Inhaltlich hält sich Ditter recht nah an den Roman: Es geht um das Waisenmädchen Momo (Alexa Goodall), das in dem Amphitheater lebt, die Menschen mit ihrem aufmerksamen Zuhören zum Erzählen von teils streng gehüteten Geheimnissen bringt und am liebsten Zeit mit ihrem Freund Gino (Araloyin Oshunremi), dem Tuk-Tuk-Pizzalieferfahrer und dem Straßenkehrer Beppo (Kim Bodnia) verbringt. Doch plötzlich tauchen seltsame Gestalten auf, die mit Vaporizer durch die Gegend laufen, an denen sie ständig saugen. Sie verteilen Armbänder, die an die erste Generation von Fitnessarmbändern erinnern, mit denen die Menschen ihre Zeit sparen können – um sie später nutzen zu können. Tatsächlich aber betrügen sie die Menschen um ihre Zeit.
Auch Gino lässt sich irgendwann von ihnen einfangen und wird zu einem internationalen Influencer, einem der bei Ende noch „grauen Herren“ genannten Zeitdiebe. Nur Momo durchschaut deren Machenschaften und trifft plötzlich eine geheimnisvolle Schildkröte, die sie zu Meister Hora (Martin Freeman) führt. Dann liegt es an Momo, den Menschen die Zeit zurückzubringen. Mit der vielen Technik, die auch nicht an gängigen Logos spart, zielt „Momo“ ganz klar auf ein junges, jugendliches Publikum ab, auch wenn es manchmal ganz schön gruselig wird. Hier und da irritiert der erstklassige, internationale Cast (Kim Bodnia, Claes Bang, Martin Freeman) und dessen Synchronisation, die klar zu sehen ist. Die Adaption mag nicht an die Verfilmung von 1986 heranreichen und kann doch verzaubern.
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
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