Es kommt einem unwirklich vor, was der Moderatorin Dunja Hayali in den letzten Woche widerfahren ist. Nachdem Charlie Kirk, ein US-amerikanischer politischer Aktivist, der dem rechten Spektrum zugerechnet wird, bei einem Attentat sein Leben verlor, berichtete Hayali im ZDF-Studio über dessen Ermordung mit den Worten: „Dass es nun Gruppen gibt, die seinen Tod feiern, ist mit nichts zu rechtfertigen. Auch nicht mit seinen oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen.“ Sie verurteilte den Mord an Kirk und ordnete sein politisches Wirken ein, was in Hinblick auf ein Attentat essenziell ist. Genau das gefiel aber zahlreichen deutschen Bürgerinnen und Bürgern, vorwiegend aus dem hiesigen rechten Spektrum, die den Beitrag im Fernsehen oder in späteren Snippets auf diversen Social-Media-Plattformen sahen, gar nicht. Die Moderatorin musste sich nicht nur mit Kritik auseinandersetzen, sondern mit Hassbekundungen und ironischerweise ebenfalls mit Morddrohungen. Die Flut der bedrohenden Nachrichten wurde schließlich so groß, dass die Moderatorin eine Social-Media-Pause einlegte.
Social-Media-Beiträge, Stellungnahmen, Petition: Landesweite Solidarität für Hayali
Das Unverständnis für den Hayali entgegengebrachten Hass ist deutschlandweit groß und so werden allerorts Stimmen der Solidaritätsbekundungen laut. Das ZDF bezog offen Stellung mit den Worten „Wir verurteilen jede Form von Hetze und politischem Druck, mit dem versucht wird, unabhängige und kritische Berichterstattung einzuschränken“. Die Petition Schluss mit anonymen Internet-Hass! stellt sich hinter die Moderatorin und macht klar, wer bedroht und einschüchtert, greift unsere Demokratie an und muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Der Angriff auf Hayali sei nicht nur ein Angriff gegen sie als Person, sondern auf die Pressefreiheit, Vielfalt und Demokratie.

Hamburg zeigt sich solidarisch: Graffiti zeigt Hayali vor der Regenbogenflagge
Die Petition ist nicht die einzige Solidaritätsbekundung für Dunja Hayali. Am vergangenen Wochenende ist gegenüber von der Davidwache auf der Reeperbahn ein Graffiti aufgetaucht, welches als Solidaritätsbekundung für die Moderatorin verstanden wird. Der Künstler LAPIZ zeigt Hayalis Konterfei vor einer Regenbogenflagge, die als Zeichen für eine offene und diverse Demokratie verstanden wird. Kommt man dem Kunstwerk näher, sieht man, dass das Gesicht als Daumenabdruck angeordnet ist. Möglicherweise will der Künstler hiermit ausdrücken, dass Hayali identitätsstiftend für Pressefreiheit und eine freie Demokratie ist, so wie ein Daumenabdruck identitätsstiftend für einen Menschen. Der Künstler LAPIZ stammt ursprünglich aus Neuseeland, lebt aber inzwischen in Hamburg. Er arbeitete unter anderem in Afrika in der Aids Forschung und machte mit künstlerischen Statements im öffentlichen Raum auf soziale Verwerfungen vor Ort aufmerksam. Auch gegenwärtig beschäftigen sich seine kritisch durchdachten Motive mit aktuellen sozialen und politischen Fragen.