Crowdfunding: Planst du noch oder sammelst du schon? Hamburgs Kreative und Gründer haben die Schwarmfinanzierung für sich entdeckt. Einige Projekte im Überblick
Da ist sie, die genialste Idee aller Ideen. Mit ihr bekommt das Leben einen Sinn. Damit gelingt der Durchbruch. Oder die Welt wird schlicht ein bisschen besser. Wie tragisch, wenn es bei ihrer Umsetzung schlicht an der Finanzierung scheitert. Wie gut, dass es einen Weg gibt, die eigene Idee sponsern zu lassen. Dieser Weg führt an den Banken vorbei und man kann gleichzeitig ausloten, ob den Leuten gefällt was man vor hat.
Die Rede ist von Crowdfunding. So funktioniert die Schwarmfinanzierung: Auf Onlineportalen wie Startnext, Kickstarter oder auf Nordstarter (speziell für Hamburg) stellt man sein Projekt in Text und Video vor, gibt eine Zielsumme an und legt fest, was die Investoren bekommen, wenn sie in die eigenen Träume investieren. Dann startet die Kampagne – und das große Zittern: Kommt genug Geld zusammen für das erste Album, die eigene Aalzucht, das Baumhaushotel oder wovon auch immer die Menschen träumen?
Mittlerweile findet man auch viele Projekte aus Hamburg in den Listen. Ein Beispiel aus dem Nachtleben: Die Hasenschaukel in der Silbersackstraße wurde mittels Crowdfunding vor der Schließung bewahrt. Wir haben uns weiter umgeschaut und spannende Hamburger Projekte gefunden.
1) Hanseatische Materialverwaltung (HMV): „Ein Fundus für alle“
Status: aktiv | Seit zwei Jahren gibt es den gemeinnützigen Fundus im Oberhafen. Das Team rettet ausrangiertes Material, hochwertige Requisiten und Bühnenbilder großer Theater und Filmsets vor der Entsorgung und verleiht sie an kreative Projekte. Die Ausleihgebühr ist gering und die Halle, in der die bunte Sammlung untergebracht ist, kostenintensiv im Unterhalt. Nun will die HMV die entstandene Finanzierungslücke mittels Crowdfunding schließen. Die Kampagne endet am 30. Juni.
2) Edition Umbruch
Status: aktiv | Vier Masterstudentinnen der HAW Hamburg (Department Design) suchen Unterstützung für den Druck ihrer Publikation „Edition Umbruch“ – ein hochwertiges Buch in limitierter Auflage. Darin soll es um das Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle des Gestalters gehen. Zu Wort kommen bekannte Menschen aus der Gestaltungsszene und dem Verlagswesen, unter anderem Experten von Die Zeit, Neon, Stiftung Buchkunst, und Paperlux. Die Kampagne endet am 15. Juni.
3) KEBAP
Status: abgeschlossen | Die Abkürzung steht für KulturEnergieBunkerAltonaProjekt. Eine Gruppe aktiver Hamburger möchte den „leerstehenden Betonklotz“ in der Schomburgstraße 6 bis 8 sinnvoll nutzen – als Raum für Kultur, für eine dezentrale Energieerzeugung und einem Nachbarschaftsgarten auf dem Dach. Der Bunker ist Eigentum des Staates. Damit die Stadt Hamburg ihn kaufen könnte, müssen eine Machbarkeitsstudie, eine formelle Bauvoranfrage und ein Nutzungskonzept initiiert werden. Bis dahin will man in einem KEBAPmobil vor Ort präsent sein um Veranstaltungen zu organisieren, die Hochbeete vor dem Bunker zu bewirtschaften und Informationen zu verbreiten. Für das Projekt wurden die benötigten 3.850 Euro gesammelt.
4) Fahrradgarderobe
Status: aktiv | Die zwei Hamburger Gründer Helen Schepers und Michael Kellenbenz wollen mehr Menschen motivieren, mit dem Fahrrad zu Veranstaltungen zu fahren. Ihre Fahrradgarderobe (Foto oben) garantiert eine sichere Aufbewahrung der Zweiräder – so haben Diebe keine Chance. Zudem soll ein Reparaturservice und eine Ladefunktion für E-Bikes angeboten werden. Beim Reeperbahn Festival, der Altonale, dem Dockville Festival und dem Wilhelmsburger Insellauf kam die Garderobe schon zum Einsatz. Nun möchte das Team expandieren und braucht Investoren. Die Kampagne läuft noch bis zum 26. Mai.
5) Leerstandsmelder.de
Status: abgeschlossen | Die größte deutschsprachige Plattform zum Thema „Leerstand“ wird ehrenamtlich betrieben. Online, in einer interaktiven Übersichtskarte, kann jeder vermerken, wo in seiner Stadt Gebäude leerstehen. So wird Transparenz geschaffen und in Ballungsräumen, in denen Wohnungsnot herrscht, auf Missstände hingewiesen. Die Betreiber des Portals (in Hamburg ist das der Gängeviertel e.V.) wollen einen „sozial gerechteren und nachhaltigeren Umgang mit dem räumlichen Potential von Leerständen anregen“. Die Plattform braucht dringend eine technische Erweiterung und soll als App nutzbar gemacht werden. Die dafür benötigten 10.000 Euro wurden erfolgreich eingesammelt.
Foto: Hinrich Carstensen