Am 18.6. eröffnet die Triennale der Photographie. Der künstlerische Leiter Krzysztof Candrowicz (35) traf sich mit SZENE HAMBURG zum Interview
SZENE HAMBURG: Seit Jahren organisieren Sie Fotofestivals und -ausstellungen. Wie nutzen Sie selbst Fotografie?
Krzysztof Candrowicz: Ich bin da ganz altmodisch. Ich fotografiere nur, wenn ich Außerordentliches festhalten möchte und nicht, um mein Essen, meine Füße, meinen Alltag zu knipsen. Neulich war so ein besonderer Moment. Als ich mit dem Zug ankam, umtobte ein gewaltiger Gewittersturm den Hauptbahnhof, der über und über voll war mit Menschen, die sich wegen des Unwetters und zugleich wegen des Bahnstreiks dort sammelten. Es war dunkel, es blitzte, auf dem Dach staute sich das Wasser. Es herrschte eine apokalyptische Atmosphäre. Ich wollte dieses Armageddon festhalten.
Nicht schlecht. Aber hoffentlich kein Omen für Ihre Triennale, bei der es um „die Zukunft der Fotografie und die Zukunft in der Fotografie“ gehen soll. Die Museen zeigen Themenschauen etwa zum Prinzip Hoffnung in der Arbeit von Fotokünstlern. Dazu gibt es etliche Soloschauen. Welche ragen heraus?
Da wäre etwa Phillip Toledano in den Deichtorhallen. Sein neues Fotoprojekt imaginiert, wie seine Zukunft verlaufen könnte. Er hat durch Wahrsager und DNA-Tests erkundet, wer er in 10 oder 20 Jahren sein wird, und sich entsprechend dieser Szenarios inszeniert und aufgenommen. Bei Toledano passiert, was ich so noch nie bei anderen Fotografen gesehen habe: Viele Besucher sind zu Tränen gerührt – bei der Serie über den Tod seines Vaters oder den Tod seiner Schwester. Toledano ist der Beweis, dass Fotografie berühren kann, so wie Film oder Musik.
Wie stark sind Hamburger Fotografen vertreten?
Im Foyer des Spiegels wird erstmals das Lebenswerk von Wilfried Bauer (1944–2005), des großen Poeten der Reportagefotografie, gezeigt. Und die Barlach Halle K widmet sich Henrik Spohler, bei dem es beispielsweise um die Zukunft der Landschaft geht . Volker Hinz’ Aufnahmen erinnern an den New Yorker 80er-Jahre-Club Area. Sie werden im Oberhafen gezeigt. Genau dort, wo noch in diesem Jahr ein neuer gleichnamiger „Raum für Kunst und Innovation“ entstehen soll. Der legendäre New Yorker Club wurde immer wieder neu gestaltet. Und das soll künftig auch in der Hamburger Institution passieren.
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Der Deichtorplatz wird eine Art Festivalzentrum. Wie sieht das aus?
Wir stellen dort 40 Container auf. In ihnen stellen sich Fotoschulen, Fotofestivals und unsere Partner und Sponsoren mit Ausstellungen vor. In der Mitte gibt es einen Rasen mit Liegestühlen, wo man entspannen und etwas trinken kann. An zehn Abenden gibt es dort Projektionen, die Ländern wie Indien oder Frankreich gewidmet sind. Und DJs legen auf – meist keine professionellen, sondern Fotografen oder Kuratoren wie Ingo Taubhorn von den Deichtorhallen.
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Das komplette Interview von SZENE HAMBURG-Autorin Karin Schulze mit Krzysztof Candrowicz findet man in der Juni-Ausgabe.
Foto (oben): Philip Toledano, aus der Serie „Days With My Father“, 2006-2009
Eröffnung (18.6.):
- ab 18 Uhr mit Phillip Toledano in den Deichtorhallen
- um 21 Uhr mit „When there is hope“ in der Kunsthalle
- um 22 Uhr im Containerdorf am Deichtorhallen-Vorplatz