Kolumne: Echte Freunde
Ich werde erstaunlich häufig gefragt, ob ich tatsächlich alle 4.999 meiner Freunde auf Facebook kenne. Um die Antwort vorwegzunehmen: Ja. Ich kenne tatsächlich alle 4.999 meiner Freunde auf facebook. Und die Follower auf Instagram, meine Kontakte auf Xing und die Menschen hinter den Profilen auf Linkedin auch.
Meine Freunde im Bureau machen sich regelmäßig einen Spaß daraus, bei meinen Facebook-Freunden bis ganz nach unten zu scrollen, um mich abzufragen. Ich kann ihnen dann den Job der Person und den Grund, warum wir uns kennengelernt haben, nennen. Bisher bin ich ungeschlagen.
Vielleicht können sich das einige Menschen nicht vorstellen, aber ich bin immer ein wenig erstaunt, wenn es zu folgendem typischen Dialog kommt: »Hallo.« »Hallo.« »Weißt Du eigentlich, wer ich bin?« Wenn ich das nicht wüsste, würde ich doch nicht lächelnd auf diese Person zugehen und ihren Gruß erwidern, sondern fragen, ob oder woher wir uns kennen. Der Dialog kann jetzt verschiedene Wendungen nehmen, die zwischen einem spontanen Saufgelage auf die guten alten Zeiten und einem grundlos beleidigten Abgang der Grüßperson liegen.
Ich war diese Woche nicht nur zu einem Interview im Social Impact Lab eingeladen, wo ich gefragt wurde, wie die clubkinder in so kurzer Zeit so viele Supporter gewinnen konnten (der Grund steht oben zwischen den Zeilen), sondern auch zu Konzerten, Feten, dem Block Party Open Air und Hallo Frau Nachbar. Nichts für ungut: Ich habe alle Grüßenden er- und gekannt. Ich bin der Grüßonkel.
Habt einen schönen Start in die Woche, wir lesen uns Sonntag wieder, Jannes
Foto: Julia Schwendner
Who the fuck is Jannes?
Jannes Vahl hat den gemeinnützigen Verein Clubkinder e.V. gegründet. Mit Konzerten, Partys oder Events sammelt er Spenden für soziale Projekte in Hamburg, beispielsweise mit der Tagebuchlesung. Außerdem leitet er die Kreativagentur Flutlotsen mit Büro auf St. Pauli. Mit seinem Compagnon Joko setzt er hier Projekte um. Jannes Vahl hat 5.000 Facebookfreunde, trinkt Craft-Bier, mag die Band Pearl Jam und versendet digitale Herzchen. In seiner neuen Kolumne berichtet er jeden Sonntag über ein Hamburger Thema, das ihn in der letzten Woche beschäftigt hat.