Ein ganz normaler Stadtplan
Vor einigen Wochen ging diese unsägliche Google Maps Karte durch die sozialen Medien, auf der alle Unterkünfte für Zuwanderer und Geflüchtete eingetragen wurden. Könnte man hilfreich finden für Hilfesuchende, die ihre Hilfe anbieten wollen. War aber eher dafür gedacht, eine praktische Übersichtskarte für den Hass dummer Menschen zu werden.
In Zeiten, in denen Anja Reschke (Panorama / Tagesthemen) dazu aufruft, den Mund aufzumachen. In Zeiten, in denen Heinrich Schmitz (ehedem Kolumnist des European) sich wegen Morddrohungen von einer Initiative gegen fremdenfeindliche Demos distanzieren muss. In diesen Zeiten wünsche ich mir eindeutig lieber eine Karte, auf der hassfreie Orte eingezeichnet werden. Open Source. Von völlig hassfreien Hamburgern. Orte, an denen Geflüchtete zum Beispiel etwas wohlverdiente Ruhe finden können. Menschen, die sie willkommen heißen. Oder vielleicht eine Kuchentafel. Oder einen Grill voller Abendessen. Oder einen Gitarristen, der im Sonnenuntergang etwas spielt. Alle diese normal-schönen Dinge, die wir jeden Tag auf Instagram hochladen halt.
Auf dieser Karte wird bestimmt das neue A Summer’s Tale Festival auftauchen. Bestimmt auch das Dockville Gelände. Aber welche Clubs? Welche Restaurants? Welche öffentlichen Plätze? Wenn man sich diese Fragen stellt, muss man sich erst einmal die Frage stellen: Warum denn nicht alle?
Es muss insgesamt mehr Miteinander geben. Spielen. Kochen. Essen. Musik. Kunst. Gespräche. Dann hätten es all’ die intoleranten Grüppchen gegen Asylanten auch viel schwerer. Nicht zuletzt, da sich diese unbegründete Angst vor dem Fremden in Luft auflösen würde. Denn an hassfreien Orten ist Fremdes nicht lange fremd. Hamburg ist das Tor zur Welt: Wer fängt an, diese Karte mit mir zu zeichnen?
Habt einen schönen Start in die Woche, wir lesen uns Sonntag wieder, Jannes
Foto: Julia Schwendner
Who the fuck is Jannes?
Jannes Vahl hat den gemeinnützigen Verein Clubkinder e.V. gegründet. Mit Konzerten, Partys oder Events sammelt er Spenden für soziale Projekte in Hamburg, beispielsweise mit der Tagebuchlesung. Außerdem leitet er die Kreativagentur Flutlotsen mit Büro auf St. Pauli. Mit seinem Compagnon Joko setzt er hier Projekte um. Jannes Vahl hat 5.000 Facebookfreunde, trinkt Craft-Bier, mag die Band Pearl Jam und versendet digitale Herzchen. In seiner neuen Kolumne berichtet er jeden Sonntag über ein Hamburger Thema, das ihn in der letzten Woche beschäftigt hat.