Kolumne: Verkleiden. Jannes verrät, mit welcher Kostümierung man definitiv alle Blicke auf sich zieht. Sie hat mit Blättern und einem Kleiderbügel zu tun
Ich halte irgendwie nicht viel von Verkleidungen. Ich selber bin zu Anlässen des Mummenschanzes mal als Mann im Sturm gegangen: Haare waagerecht zurückgesprayt, Laub ins Haar, einen Mantel mit Kleiderbügeln präpariert, dass er hinten waagerecht absteht, alles nass und alles voll Blätter. Dann muss man den ganzen Abend gehen, als kämpfe man gegen Sturm an. Eine Idee von meinem besten Kumpel Stefan. Sonst gehe ich auch gerne mal als Basketballer oder als Fußgänger. Nicht sonderlich originell.
Ein weiterer Grund für mein Desinteresse könnte die Tatsache sein, dass ich mich ja selber schon als mehrere Charaktere sehe: Werber, Aktivist, Vereinsvorsitzender, Journalist, Flüchtlingshelfer, Clubbetreiber … Da ziehen Joko und ich uns eh schon mehrmals täglich um.
Viele andere verkleiden sich im Alltag auch schon: Menschen in Anzügchen oder Kostümchen, Menschen in Uniformen oder vertrottelte Idioten als besorgte Bürger. Kleiner Exkurs an dieser Stelle: Zuwanderer sind übrigens keine „Flüchtlinge“. Zuwanderer sind Ärzte oder Lehrer oder Anwälte oder Azubis oder Ehefrauen oder Väter oder Menschen.
Kurzum: Ich gönne jedem Menschen im Rheinland oder hier oder sonstwo jedwede Verkleidung, ich bin wohl einfach ein Muffel. Oder ich gehe halt als Jannes: Fairtrade-Chucks, Jeans, Bandshirt, Hoodie, schwarze Jacke, Locken, Rumcola, fertig.
Habt einen schönen Start in die Woche, wir lesen uns Sonntag wieder. Jannes
Foto: Julia Schwendner
Who the fuck is Jannes?
Jannes Vahl hat den gemeinnützigen Verein Clubkinder e.V. gegründet. Mit Konzerten, Partys oder Events sammelt er Spenden für soziale Projekte in Hamburg, beispielsweise mit der Tagebuchlesung. Außerdem leitet er die Kreativagentur Polycore mit Büro auf St. Pauli. Mit seinem Compagnon Joko setzt er hier Projekte um. Jannes Vahl hat 5.000 Facebookfreunde, trinkt Craft-Bier, mag die Band Pearl Jam und versendet digitale Herzchen. In seiner neuen Kolumne berichtet er jeden Sonntag über ein Hamburger Thema, das ihn in der letzten Woche beschäftigt hat.