Neues Album, neue Tour. Am 24. Mai 2017 tritt Marteria im Gruenspan auf. Erik Brandt-Höge hat den Rapper zum neuen Album und zu seiner gesellschaftspolitischen Meinung befragt
Das neue Album des Rostocker Rappers Marten Laciny alias Marteria heißt „Roswell“ und ruft ebenso zur gesellschaftspolitischen Reflexion auf wie zum Feiern. Ein Gespräch mit dem 34–Jährigen über HipHop als Schutzschild für die Schwachen, „Links“-sein als menschlichen Ur-Instinkt und die positiven Folgen von Donald Trump
SZENE HAMBURG: Marten, am 24. Mai wirst du in Hamburg auftreten. Anderthalb Monate später hätte es auch gut gepasst – weißt du, weshalb?
Marteria: Nein, hilf mir mal kurz!?
Dein Song „Links“ wäre ein passender Soundtrack zum G20-Gipfel am 7. Juli. Kannst du dir dich auf einem Lastwagen stehend und gegen Trump und Co rappend vorstellen?
Vorstellen kann ich mir einiges (lacht). Das ist auf jeden Fall eine interessante Idee, werde ich mal im Hinterkopf behalten.
Was würdest du den Politikern zurufen?
„Haut ab!“ (lacht) Wobei ich ja finde, dass auch Donald Trump etwas Gutes mit sich bringt.
Und das wäre?
Eine Gegenbewegung (lacht). Donald Trump hat dafür gesorgt, dass sich viele wieder engagieren und für menschliche Werte einstehen. Klar wird einem schlecht, wenn man an seine Politik denkt – aber man muss sich immer wieder sagen, dass eben diese Politik auch etwas Positives bewirkt hat, und das nicht nur in Amerika, sondern auf der ganzen Welt.
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Du meinst, die Bösen sorgen letztlich selbst für ihre Absetzung?
So einfach ist es leider nicht. Wenn man sich die Geschichte genau anschaut, stellt man fest: Die Bösen haben ihre Taten oft überlebt, und die Guten waren die Leidtragenden. Um die Bösen zu schwächen, ist es wichtig, dass viele verschiedene Menschen verstehen, dass es nur zusammen geht. Nur so kann man es schaffen, dass die Welt nicht irgendwann nur noch von Kakerlaken bewohnt wird.
In „Links“ heißt es: „Wenn du nicht mehr weißt, dann geh links!“ Wofür genau steht der Begriff „Links“ denn bei dir?
„Links“ steht über allen und allem. Ich persönlich ordne dem Begriff sämtliche Facetten zu, wie Menschen sind und sich verhalten – von Peta-Anhängern bis zu Pelzträgern. Weil ich glaube, dass es ein menschlicher Ur-Instinkt ist, links zu sein. Man muss nur den Punkt bei sich finden und drücken, damit das Linke auch rauskommt.
Textlich ist das neue Marteria-Album vor allem Außenseitern, Schwachen, Ungesehenen widmest. Ist es eine Art Mission von dir, HipHop als Möglichkeit zu nutzen, andere zu beschützen?
Absolut, das ist mein Verständnis von HipHop. Schon damals, als in Rostock alles anfing, ging es uns in unserer kleinen Szene niemals darum, auf die Schwächeren einzukloppen – sondern für sie da zu sein. Wobei ich ja nicht nur die harte Politik-Keule in meiner Musik schwinge. Ich mache auch gerne Party-Songs, die genauso eine Message haben.
Dazu zählt auch „Skyline mit zwei Türmen“, worin du von dir als 18-jährigem Model in New York erzählst. Es geht gleichermaßen um Probleme und Partys.
Genau, denn in dieser Zeit hatte ich einerseits sehr mit Heimweh zu kämpfen und zudem keine Kohle. Trotzdem habe ich ordentlich gefeiert. Es geht immer beides, und genau das finde ich so spannend.
Wobei du ja mal gesagt hast, keine Party werde mehr so schön werden wie die, auf der du deiner Mutter deine erste Goldene Schallplatte überreicht hast …
… weil dieser Moment auch einfach extrem groß war. Den kann man eigentlich gar nicht mit Worten beschreiben. Ich meine: Seitdem ich sechs Jahre alt war, hat mich meine Mutter fünfmal die Woche zum Training gefahren, und nach zehn Jahren habe ich gesagt: „Ich hab’ keinen Bock mehr, ich geh’ nach New York und modele.“ Sie hat mich auch dabei unterstützt, genauso wie in der Zeit nach dem Modeln. Am Ende habe ich es als Musiker geschafft – eine geile Geschichte, emotional kaum zu überbieten und in dem Moment des Überreichens sehr tränenreich.
/Interview: Erik Brandt-Höge/ Foto: Paul Ripke
24.5., Gruenspan, 21 Uhr
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