#metwo – Nein! Du darfst meine Haare nicht anfassen

United-Against-Racism

Unter dem Hashtag #metwo bündelt das Netz seit Mesut Özils Ausstieg aus der Nationalmannschaft Fälle von Alltagsrassismus. Auch Mitarbeiter Maximilian Botsio hat damit reichlich Erfahrung gemacht.

Wo kommst du her? Meine Antwort auf diese Frage ist: Geboren in Eidelstedt, aufgewachsen in Eimsbüttel, zur Schule gegangen in Blankenese. Direkt danach folgt die Frage nach der Herkunft meiner Eltern. Auch beide Deutsche, was in der Regel mein Gegenüber irritiert.

Rund 800.000 Afrodeutsche leben in Deutschland. Genügend, dass schwarze Menschen in Deutschland nicht als exotisch gelten sollten. Trotzdem werde ich häufig auf Englisch angesprochen und angestarrt wie ein Alien. Es wird erwartet, dass ich jeden Ton treffe beim Singen, dass ich schnell rennen kann und am besten auch noch tanzen kann wie ein Gott. Ich kann singen, rennen, tanzen. Aber nicht, weil ich mehr Melanin habe. Im Grunde genommen gibt es keinen Unterschied zwischen mir und meiner besten Freundin, die weiß ist.

Maximilian Botsio ist 20 Jahre alt und beschäftigt sich intensiv mit Heimat, Kultur und Identität.

Meine Mutter sagte, nein brüllte, bei jeder schlechten Note, die ich nach Hause brachte: „Du musst doppelt so gut sein wie sie, um die Hälfte von dem zu bekommen, was sie haben!“. Ich hasste diesen Satz. Ich fühlte mich anders.

„Racial Profiling“ ist ein weit verbreitetes Phänomen, dass ­ den Betroffenen das Gefühl vermittelt, anders zu sein, nicht willkommen. Durch Alltagsrassismus werden „People of Color“ sys­tematisch an den Rand geschoben. Fakt ist, dass schwarze Menschen und andere ethnische Kulturen Teil von Deutschland sind. Und sich in keiner Weise unterscheiden, nur weil sie anderes Haar haben.

„Don’t touch my hair“ – für mich, gesegnet mit einem Afro, ist dieses Lied von Solange Knowles mehr als nur ein Lied. Es ist eine Hymne. Ein Grund, aufzustehen und zu kämpfen. Denn es stört mich, einfach angefasst zu werden. Ich versuchte den Übergriffigen zu vermitteln, dass mein Haar mehr ist für mich als nur mein Haar. Es ist mein Stolz. Meine Seele. Doch ich hatte die entscheidende Songzeile übersehen: „They don’t understand, what it means to me“.

So ist es. Man muss sie gefühlt haben, ­diese Ausgrenzungen, dieses anders sein, um zu verstehen, wo Rassismus anfängt.

Text: Maximilian Botsio

 


 Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Oktober 2018. Das Magazin ist seit dem 29. September 2018 im Handel und zeitlos im Online Shop oder als ePaper erhältlich! 

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