Sobald die Deutsche Bahn die Sternbrücke saniert, müssen Waagenbau, Fundbureau und Astra Stube weichen. Derzeit wird über eine mögliche Alternative für die beliebten Schanzenclubs debattiert. SZENE HAMBURG sprach mit Waagenbau-Chef John Schierhorn über Pläne und Kritik.
SZENE HAMBURG: John Schierhorn, die Bezirksversammlung Altona hat sich kürzlich mit einer möglichen Ausweichfläche für die Sternbrückenclubs beschäftigt. Worum ging es genau?
John Schierhorn: Es ging um die Bebauung einer Fläche direkt am Bahnhof Sternschanze. Dort gibt es einen Bahndamm zwischen den Eingängen von U- und S-Bahn gegenüber vom Park. Diese könnte prinzipiell bebaut werden. Allerdings stehen dort viele Bäume und zudem werden neue Bauprojekte im Stadtteil aus gutem Grunde oft erst einmal kritisch beäugt. Im Moment liegt z. B. eine Idee einer privaten Immobilienfirma, der Steg (Stadtentwicklungsgesellschaft, Anm. d. Red.) vor.
Wie steht ihr zu diesen Plänen?
Erst einmal sind wir der Meinung, dass der Standort am Bahnhof für uns Clubs optimal wäre. Wir werden in zwei bis drei Jahren unsere Spielstätten an der Sternbrücke final verlieren. Dies ist der einzige Platz, an dem wir Clubs weiter zusammen und im Stadtteil bleiben können. Das ist natürlich eine großartige Chance. Allerdings sind wir der festen Überzeugung, dass wir zunächst mit dem Stadtteil zusammen schauen sollten, was genau dort wie gebaut werden kann und soll. Ich denke, dazu brauchen wir weder die Steg noch andere Unternehmen, die dort erst einmal Profit wittern. Entsprechend sind wir zu dem Thema mit dem Stadtteilbeirat und der Politik im Gespräch, nicht jedoch mit der Steg.
Welche Voraussetzungen gibt es für euch, damit ein Umzug in Frage kommt?
Wir möchten ein Konzept erarbeiten, das aus dem Stadtteil kommt und für konkrete Nutzer geplant wird. Dazu braucht es viele Gespräche und eine breit angelegte Beteiligung der Anwohner. Nicht als Informationsveranstaltung, sondern als echte Mitbestimmung. Außerdem sollte das Projekt vom Fleck weg gemeinnützig geplant werden.
Verlieren die Clubs in einem Neubau nicht ihren eigentlichen Charme?
Die Gefahr besteht, wenn man es scheiße macht. Keine Frage. Dazu gibt es auf dem Kiez ja genug Beispiele zu bewundern. Aber dass es auch anders geht, haben die Kollegen vom Hafenklang vorgemacht. Dort ist es ja nach dem Exil sogar noch geiler geworden. Wir glauben daran, dass wir mit dem Umzug einen Schritt nach vorne machen und uns für die nächsten Dekaden aufstellen können. Und da wollen wir hin.
Der Stadtteilbeirat Sternschanze kritisiert, dass für das Projekt viele Bäume gefällt werden müssten. Wie geht ihr damit um?
Das ist eines der großen Probleme. Wenn dort gebaut wird, dann sollte es möglichst minimalinvasiv sein. Einfach alle Bäume fällen, kommt auf keinen Fall in Frage! Für die Clubs brauchen wir jedoch auf der anderen Seite eine gewisse Grundfläche. Hier gilt es in meinen Augen, einen Kompromiss zu finden. Und natürlich gefällte Bäume zu ersetzen. Auch dafür braucht es eine solide Planung abseits kommerzieller Interessen. An einigen Stellen wird zusätzlich behauptet, dass dort Grünfläche verschwindet. Wer die Fläche kennt, weiß sofort, dass so etwas nur von Menschen kommen kann, die den Stadtteil höchstens von Spaziergängen kennen.
Wenn es dort nicht klappt, was ist die Alternative?
Wollen wir zusammen und im Stadtteil bleiben, gibt es keine uns bekannte Alternative. Auch die Brammerfläche (heute Central Park und Bauwagenplatz Zomia, Anm. d. Red.) kommt nicht mehr in Frage und dann müssten wir jahrelang pausieren. Ein Todesurteil für Clubs. Einen Plan B haben wir auch noch nicht. Aber natürlich suchen wir parallel nach Alternativen, falls es am Bahnhof nichts wird. Für gute Ideen sind wir dankbar!
Interview: Ole Masch
Dieser Text ist ein Auszug aus SZENE HAMBURG, März 2018. Das Magazin ist seit dem 24. Februar 2018 im Handel und zeitlos in unserem Online Shop oder als ePaper erhältlich!