Nicht nur für Opernliebhaberinnen und -liebhaber war es eine der Woche der Aufs und Abs. Auch Kulturschaffende, Parteien, Denkmalschutz und Wissenschaft diskutieren über die Pläne zu einem neuen Opernhaus auf dem Baakenhöft in der HafenCity. Ein solches möchte der Milliardär Klaus-Michael Kühne seiner Heimatstadt Hamburg schenken. Einen angesetzten Notartermin zu Anfang der Woche hatte der Stifter jedoch kurzfristig abgesagt. Zwischenzeitlich hieß es, die Stadt wolle mit seiner Kühne-Stiftung erst nach den Bürgerschaftswahlen am 2. März 2025 weiterverhandeln. Umso überraschender kam die spontan einberaumte Sonder-Landespressekonferenz am 7. Februar, an der unter anderen Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher, Kultursenator Carsten Brosda, Jörg Dräger, Geschäftsführender Stiftungsrat der Kühne-Stiftung und Karl Gernandt, Präsident der Kühne Holding AG, teilnahmen. Denn Stadt und Stiftung haben sich nun auf einen Vertrag zu Planung und Realisierung des Opern-Neubaus verständigt. Dieser liegt aktuell dem Notar vor, soll ab kommender Woche aber auch für die Öffentlichkeit online einsehbar sein.
Opern-Standort Baakenhöft: So viel gibt die Stadt dazu
Eine Zahl sticht darin besonders hervor: 147,5 Millionen Euro. Mit diesem gedeckelten Betrag beteiligt sich die Stadt Hamburg an den standortspezifischen Mehrkosten, etwa für Flutschutz und Sicherung, die mit der Bereitstellung und Herrichtung des Standorts Baakenhöft einhergehen. Die Summe geht an eine von der Kühne-Stiftung gegründete Gesellschaft, an der die Stadt und die Staatsoper als Minderheitsgesellschafter beteiligt werden. Alle weiteren Kosten inklusive jeglicher eventueller Kostensteigerungsszenarien übernimmt die Stiftung. Nach der Fertigstellung und Abnahme des neuen Opernhauses soll die Schenkung an die Stadt erfolgen.
Doch bis es so weit ist, sind noch einige Schritte zu realisieren. Im Anschluss an eine theaterfachliche Vorplanung wird zuerst ein architektonisches Qualifizierungsverfahren durchgeführt. Nach Fertigstellung der Vorplanung und einer entsprechenden Kostenschätzung entscheidet die Kühne-Stiftung abschließend über die Realisierung des Baus. Erst danach setzt die Realisierungsphase ein. Kommt die neue Oper, sei nach HafenCity GmbH-Geschäftsführer Andreas Kleinau der Rückbau von Kakaospeicher und Kreuzfahrtterminal auf der Halbinsel Baakenhöft erforderlich. Den Spielbetrieb könnte das neue Opernhaus dann laut Schätzungen in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehnts aufnehmen. Wird die Kulturstätte aber nicht realisiert, ist die Kühne-Stiftung verpflichtet, alle Kosten zurückzuzahlen, die die Stadt aufgewendet hat.
Was passiert mit der alten Hamburgischen Staatsoper?
Der Betrieb der Hamburgischen Staatsoper verbleibt unverändert in der Verantwortung der Stadt. Auch im Falle eines Neubau wird das denkmalgeschützte Opernhaus zwischen Stephansplatz und Gänsemarkt in jedem Fall erhalten und ordentlich instandgehalten. Kultursenator Brosda schätzt, dass die Kosten dafür in den nächsten Jahren im zweistelligen Millionenbereich liegen. Wenn der Spielbetrieb im neuen Haus gestartet ist, soll die alte Hamburgische Staatsoper weiterhin der kulturellen Nutzung dienen.
Brosda hofft, dass das neue Opernhaus und die Spitze vom Baakenhöft ein „Treffpunkt für die ganze Stadt“ werden, ähnlich wie die Elbphilharmonie. Seine Vorstellung leitete der Kultursenator mit einem Zitat des Filmemachers Alexander Kluge ein: „Die Oper ist ein Kraftwerk der Gefühle.“ Emotionen dürften auch nach der Pressekonferenz hochkochen. Denn je konkreter die Pläne, desto lauter auch die kritischen Stimmen in der Stadt, die gegen eine Realisierung des Neubaus sind. Zunächst muss ohnehin noch final die Hamburgische Bürgerschaft zustimmen.