Mitten im Herzen von St. Pauli weht frischer Wind durch alte Mauern: In der Seilerstraße 41-43 hat die Hamburg Kreativ Gesellschaft einen neuen Standort eröffnet. In einem historischen Schulgebäude, das 1888 erstmals in Betrieb genommen wurde. Fast 100 Jahre lang wurde hier gelernt, bevor das Gebäude in den 1990er-Jahren bereits kreativ genutzt wurde – unter anderem wurden hier Shows für die AIDA-Schiffe entwickelt und geprobt, die später auf den Kreuzfahrtriesen aufgeführt wurden.
Seilerstraße: Vielfalt unter einem Dach
Jetzt hat die Hamburger Kreativ Gesellschaft das denkmalgeschützte Gebäude von der städtischen Sprinkenhof GmbH gemietet, sodass der Ort dauerhaft für die Kreativwirtschaft genutzt werden kann. Auf vier Etagen und rund 3000 Quadratmetern haben über 50 Mieterinnen und Mieter ihren Platz gefunden. Von Musik und Grafik über Schmuck- und Modedesign bis hin zu Videoproduktion und Tattoostudio – der neue Standort in der Seilerstraße spiegelt das vielfältige Spektrum der Hamburger Kreativszene wider.
Ein Spaziergang durch die alte Schule fühlt sich an wie eine Entdeckungsreise durch Hamburgs kreative DNA: Eine Maskenbildnerin arbeitet Tür an Tür mit einer Magazingestaltung, auf der ersten Etage treffen Musik und Fashion aufeinander, die zweite Etage beherbergt bildende Kunst, ein DJ-Label und ein Tattoostudio. In der dritten Etage finden sich ein Record Label, ein Choreografie-Studio oder das Studio einer jungen Schmuckdesignerin. In der ehemaligen Turnhalle ist derzeit die Ausstellung „Standort teilen“ von Anna Heidehain zu sehen. Eine Installation aus zwölf gemalten Collagen, basierend auf verschiedenen Fotos aus öffentlichen und privaten Bereichen.
Neues Zentrum für Kreative: Klares Signal für die Bedeutung der Kreativwirtschaft in Hamburg
Für Staatsrätin Jana Schiedek von der Behörde für Kultur und Medien sei der neue Standort ein klares Signal für die Bedeutung der Kreativwirtschaft in Hamburg. Sie weist darauf hin, dass die Branche oft unterschätzt werde, obwohl sie jährlich über zehn Milliarden Euro erwirtschafte und mehr als 100.000 Menschen beschäftige. Der Standort in der Seilerstraße sei daher ein wichtiger Gewinn für die Kreativ Gesellschaft.
Auch Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft, betont die Bedeutung solcher Orte für die Stadt: In einem wachsenden und teurer werdenden Hamburg sei es für Kreative immer schwieriger, Arbeitsräume zu finden. Mit dem Modell der raumweisen Untervermietung größerer Objekte werde es möglich, bezahlbare und lebendige Arbeitsräume zu schaffen und zugleich Orte wie St. Pauli kreativ zu halten. Dabei handle es sich um eine „Win-win-win-Situation“, so Rühl. Die Vermieter profitieren von einer aktiven Nutzung ihrer Immobilie, die Untermieterinnen und Untermieter erhalten spannende Arbeitsräume, und die Stadt Hamburg gewinnt, weil so weiter attraktive Orte entstehen. Die Kreativ Gesellschaft betreibt mittlerweile 16 Standorte in Hamburg nach diesem Prinzip.
Nichts ist schlimmer als ein denkmalgeschütztes Gebäude, das nicht genutzt wird.
Martin Sowinski
Martin Sowinski, Geschäftsführer der Sprinkenhof GmbH, zeigt sich zufrieden mit der Nutzung des Gebäudes. Für ihn ist es entscheidend, dass denkmalgeschützte Gebäude nicht leer stehen, denn so kann das Denkmal nicht gelebt werden und sie drohen zu verfallen.
Mit dem neuen Standort in der Seilerstraße entsteht ein weiterer Ort im Kiez, an dem die Hamburg Kreativ Gesellschaft Flächen für die Branche schafft. Und einmal mehr zeigt sich: St. Pauli ist und bleibt ein kreativer Ort – wild, bunt und lebendig.