„Es geht um das Verantwortungsbewusstsein“

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Nadine Herbrich, Geschäftsführerin von recyclehero (Foto: Anne Piechotta)

Mittlerweile setzen etliche Hamburger Firmen, Start-ups und Solo-Selbstständige auf nachhaltige Arbeit. SZENE HAMBURG porträtiert noch bis Ende März 2022 Menschen, deren Jobs besonders zukunftsorientiert sind. Heute: Nadine Herbrich von recyclehero

Text: Sarah Seitz

Nadine Herbrich ist Geschäftsführerin von recyclehero, Deutschlands erstem Recycling-Abholservice. Mit ihrem Impact Start-up will sie nicht nur etwas für die Umwelt tun, sondern die Gesellschaft verändern.

Die 16-jährige Nadine Herbrich hätte gut in die heutige Fridaysfor-Future-Generation gepasst. Veganismus, Tier- und Umweltschutz sind schon seit ihren Teenager-Tagen wichtige Themen für die gebürtige Braunschweigerin. Heute, 20 Jahre später, sind ihr Hund Viko und ihr Impact Start-up recyclehero die besten Beweise, dass sich daran nichts geändert hat. Viko rettete sie aus Griechenland. recyclehero gründete sie in der WG-Küche.

Abholservice für recyclebare Wertstoffe

Seit 2020 bieten sie und Mitgründer Alessandro Cocco mit recyclehero Deutschlands ersten nachhaltigen und sozialen Abholservice für recyclebare Wertstoffe an. Die Heroes entsorgen Altglas, Papiermüll, Pfand und Altkleider von Privathaushalten, Restaurants, Büros und Shops in Hamburg. „Wir wollen es den Menschen, egal ob privat oder im Gewerbe, erleichtern ihre Wertstoffe dahin zu bringen, wo sie hingehören – nämlich in den Recycling-Kreislauf “, erklärt Nadine. Statt ein Geschäftsmodell aufzubauen und es danach grün anzustreichen, ist der hohe nachhaltige Anspruch des Gründer-Teams von Beginn an fest im Unternehmenszweck verankert. Das bedeutet: nachhaltig handeln, wo es nur geht – über das Recyclen hinaus.

Für den klimafreundlichen Transport der Wertstoffe sorgen E-Lastenräder. Um gegen soziale Ungleichheiten anzugehen, stecken die Heroes einen Teil der Pfandeinnahmen in soziale Projekte für Obdachlose oder bieten Geflüchteten und Langzeitarbeitslosen einen niedrigschwelligen Zugang zum Arbeitsmarkt. „Es geht um das Verantwortungsbewusstsein als Unternehmen zu sagen: Wir haben damit eine gewisse Wirkung, eine gewisse Strahlkraft. Und in diesem Rahmen sollte jeder versuchen, einen Beitrag zu leisten, um die Gesellschaft zu verändern und einen positiven Effekt auf die Umwelt zu haben“, sagt Nadine.

„Ich bringe Sachen gerne voran“

Heute steht hinter recyclehero ein 20-köpfiges Team (und Bürohund Viko). Bei Nadine läuft als Geschäftsführerin alles zusammen – von Marketing über Social Media bis hin zu HR. Ihre tägliche Motivation: „Ich bringe Sachen gerne voran. Ich arbeite gern mit meinem Team zusammen und freue mich, das Ganze wachsen zu sehen und vielleicht auch andere Leute zu motivieren, selbst etwas zu bewegen.“ Nadine brennt für ihren Job. Das war nicht immer so. Nach der Schule wollte sie etwas Vernünftiges, etwas Sicheres machen. Sie studierte Immobilienwirtschaft. Eine passionierte Immobilienwirtschaftlerin sei sie allerdings nie gewesen.

„Das ist nur der Anfang“

Die folgenden sieben Jahre in der Unternehmensberatung glichen einer Art Doppelleben. „Unter der Woche, bei der Arbeit, war ich früher im Business-Outfit und am Wochenende oft auf Demos unterwegs“, erzählt sie. Die radikale Entscheidung ihr altes Leben hinter sich zu lassen, Festanstellung gegen Selbstständigkeit und Sicherheit gegen Risiko einzutauschen, verlangte ihr einiges ab. „Wenn man einmal das ,Seil‘ durchgeschnitten hat, lässt man los. Aber wenn man sowieso nicht so hundertprozentig dort hingehört hat, fügt sich der weitere Weg“, kann sie rückblickend sagen.

Ihre Entscheidung bereut sie nicht: „Verglichen mit den letzten Jahren verdiene ich jetzt definitiv weniger. Aber dafür ist mein Leben um Erfahrungen bereichert, die man mit Geld auch nicht ausgleichen kann.“ Trotz der existenziellen Unsicherheit bleibt Nadine positiv und schmiedet bereits die nächsten Pläne für recyclehero. Für die Zukunft wünscht sie sich, „dass wir als Unternehmen, als Community, auch als Recycling Family das Ganze noch weiter voran pushen und nicht nur hier in Hamburg zum Recycling Rockstar werden. Das ist nur der Anfang.“

recyclehero.de


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