Schreiben mit Handicap

Daniela Chmelik barner 16

Daniela Chmelik gründete eine Literaturwerkstatt für Menschen mit und ohne Behinderung

SZENE HAMBURG: Was macht ihr in der Literaturwerkstatt des Künstlerkollektivs barner 16?

Wir haben einen Literaturblog im Internet, der „Story-Teller“ heißt. Dazu haben wir unterschiedliche Reihen. In „Titel großer toter Dichter“ lasse ich die Behinderten Klassikertexte interpretieren. Das ist zum Teil sehr verspaßt, und besonders bei „Warten auf Godot“ waren die Ergebnisse verblüffend nah am Original (lacht).

Texten Menschen mit Handicap anders als Menschen ohne?

Das ist mit Schubladen nicht zu fassen und ganz unterschiedlich. Manche texten sofort drauflos, wir haben aber auch jemanden mit ADHS, der kann überhaupt keine strukturierte Prosa schreiben, aber er kann dafür ein perfektes Gedicht aufs Papier werfen, das ist unglaublich. Vielleicht ist der Unterschied, dass da niemand versucht, irgendwas einer Norm anzupassen. Das gefällt mir.

Literaturwerkstatt barner 16

Du machst auch die Pressearbeit für das St. Pauli Roller Derby. Das wiederum ist eine Sportart für Bad Asses.

Ja, das passt ganz gut. Ärsche in jedem Format sind da sehr gefragt. In keinem anderen Sport können Frauen so heterogen auftreten wie beim Roller Derby. Jenseits aller Norm findet dort jede ihre Position. Körperlich und charakterlich.

Auch eine Art Inklusion. Wieder geht es um Individualität und das Zusammenführen scheinbarer Gegensätze.

Es ist eine hervorragende Entfaltungsmöglichkeit, die auch Selbstakzeptanz beibringt. Ende der 90er-Jahre wurde dieser körperbetonte Wettkampfsport neu okkupiert von den Feministinnen der Dritte-Welle-Bewegung. Das hatte etwas Selbstermächtigendes. Hier muss eine Frau nicht das Gefühl haben, dass sie sich von der Männervariante emanzipieren muss.

Daniela Chmelik Demütroman „Walizka“, ein melancholisches Roadmovie über eine chaotische junge Frau namens Liza, ist im asphalt & anders Verlag erschienen

Das vollständige Interview von Reimar Biedermann mit Daniela Chmelik findet man in der Juli-Ausgabe der SZENE HAMBURG. Hier bestellen!

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