Kiez-Portrait: Torsten Otto, Müllkümmerer auf der Reeperbahn

Seit zweieinhalb Jahren ist Torsten Otto für die Stadtreinigung Hamburg auf dem Kiez unterwegs. Für ihn steckt in diesem Job viel mehr als das Reinigen der bekannten Straßen
Kiezkümmerer Torsten Otto in seinem Revier Reeperbahn St. Pauli
Kiezkümmerer Torsten Otto in seinem Revier Reeperbahn St. Pauli (© Stadtreinigung Hamburg/Thorge Huter)

Ich arbeite schon länger bei der Stadtreinigung Hamburg – seit zweieinhalb Jahren aber bin ich speziell als Müll- beziehungsweise Kiezkümmerer hier auf St. Pauli unterwegs. Dabei befasse ich mich mit der Sauberkeit und Hygiene auf den Straßen, aber auch mit allen anderen Belangen der Menschen, die hier leben oder Zeit verbringen. Häufig braucht es da auch die Zusammenarbeit mit anderen, zum Beispiel mit der Polizei oder dem Bezirksamt. Kein Tag ist wirklich planbar, es passiert immer etwas Neues. Das finde ich aufregend. Was ich am Kiez aber genauso mag, ist die Weltoffenheit. Egal, welche Sprache jemand spricht: Man kann hier eigentlich mit jedem kommunizieren. Gleichzeitig wurde es in den letzten Jahren – mit der EM 2024 und anderen Großveranstaltungen – nach meinem Gefühl auch immer voller und ein bisschen hektischer. Anstatt in die Pubs zu gehen, cornern viele Leute. Da hat sich der Kiez schon etwas verändert.

Man kennt sich hier – und wenn du mal Hilfe brauchst, ist immer jemand da

Torsten Otto

Als Kümmerer ist man mittendrin – und hat so mit ganz unterschiedlichen Leuten zu tun, mit reichen genauso wie mit randständigen und obdachlosen. Die soziale Vielfalt reizt mich an meiner Arbeit und erfordert im Miteinander natürlich auch ein gewisses Fingerspitzengefühl. Das ist auch wichtig, weil St. Pauli bei allem Trubel doch ein Dorf ist. Man kennt sich hier – und wenn du mal Hilfe brauchst, ist immer jemand da. Ich habe in all den Jahren schon einiges erlebt, Schönes, Lustiges, Trauriges. Erst vor Kurzem habe ich hier in der Großen Freiheit jemanden gefunden, der nicht mehr ansprechbar war, sodass ich den Notarzt rufen musste. Das war auch genau die richtige Reaktion, wie der Arzt später meinte, denn die Person hatte keine Atmung mehr. Wir konnten jemandem wirklich helfen – und so eine Geschichte prägt einen natürlich.

Dieses Protokoll ist zuerst in SZENE HAMBURG 07/25 erschienen. 

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