Aufgepeitscht durchstreift ein junger Mann das Berliner Holocaust-Mahnmal. Er stellt Mädchen nach und hechelt ins Smartphone: „Die Stadt hat hier so ’ne Art Lustgarten aufgebaut. Große Steinblöcke, zwischendrin haste ’nen krassen Sichtschutz und kannst richtig dirty Zeug machen. Die Frauen stehen übelst drauf !“ Mit Geschmacklosigkeiten dieses Kalibers im Portfolio kann man keine öffentlichen Fördertöpfe anzapfen, das war Jan Hendrik Stahlberg, Autor, Hauptdarsteller und Produzent von „Fikkefuchs“, wohl klar. Deshalb finanzierte er seinen „Aufschrei des Hetero-Mannes“ mit eigenem Erspartem und per Crowdfunding.
Richard Ockers, ein stramm auf die 50 zugehender Schluffi in abgewetzter Lederjacke, war einst der „größte Stecher von Wuppertal“. Doch das ist gefühlte hundert Jahre her. Heute gräbt „Rocky“ in Berlin vorzugsweise Frauen an, die locker seine Töchter sein könnten. Vernichtende Abfuhren sind vorprogrammiert. Doch dann wird sein pädagogischer Ehrgeiz entfacht, als eines Tages Thorben (Franz Rogowski) vor seiner Wohnungstür steht. Er behauptet, Rocky sei sein Vater. Auch Thorben kriegt beim schönen Geschlecht keinen Fuß in die Tür. Sein tägliches Scheitern dokumentiert er per Youtube-Kanal, mit dem Selbst(miss)verständnis eines coolen Lady-Checkers. Nun gilt: Von Papa lernen, heißt siegen lernen!
Peinliche Probleme moderner Männer
Der Filmtitel nimmt Bezug auf den „Schweigefuchs“, das Handzeichen, mit dem Lehrer ihrer Klasse „Ruhe!“ signalisieren. Auch der moderne Mann, so Stahlberg, ist zum Schweigen verdammt. Sowohl unter seinesgleichen als auch den Frauen gegenüber sind seine wahren sexuellen Fantasien tabu. Doch damit wird jetzt kräftig aufgeräumt.
Man muss Stahlberg und Rogowski zugute halten, dass sie sich gänzlich uneitel zum Affen machen. Per Arschbombe schmeißen sie sich in schwer vermintes Terrain. Das ist mal treffend, mal albern, mal völlig daneben, in seiner Maßlosigkeit aber auch irgendwie befreiend. „Fikkefuchs“ ist ein ekliger, nervtötender Film über die peinlichen Probleme moderner Männer, erdacht und gespielt von Schwanzträgern. Zeit war’s.
/ Calle Claus / Foto: Alamode Film
Abaton
16.11.17, 21 Uhr / Premiere mit Gästen
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