Paris, Anfang der 1990er-Jahre. Vor allem in der Schwulen– und Lesbenszene wütet das HI-Virus. Die Regierung von François Mitterand schweigt das Thema mehr oder weniger tot. Die Betroffenen werden allein gelassen, eine Aufklärung der Öffentlichkeit (Kondome helfen!) findet kaum statt. Die Aktivistengruppe ACT UP geht mit teils drastischen Aktionen dagegen an, vor allem, als sie herausfindet, dass ein Forschungslabor Erkenntnisse zurückhält, die Heilung in Aussicht stellen. Regisseur Robin Campillo, früher selber führendes Mitglied bei ACT UP, stellt den Kampf der Aktivisten (dargestellt u.a. von Adèle Haenel und Nahuel Perez Biscayart) gegen die Krankheit, die Stigmatisierung in der Öffentlichkeit und die Verzweiflung mit unerwarteter analytischer Distanz dar, die eingeflochtene Liebesgeschichte kann den intellektuellen Ansatz kaum übertünchen. Dennoch überrollt „120 BPM“ den Zuschauer mit fast roher Emotionalität. Sehenswert!
/ SH / Foto: Salzgeber & Co. Medien GmbH
Studio Kino
6.12.17, 20:30 Uhr
https://youtu.be/Qiw5XkbHc9w