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Euer mobiles Kino lädt euch gemeinsam mit dem Warburg-Haus zu einem besonderen Abend in den historischen, elliptischen Lesesaal des Hauses.
Der Film: »Annie Ernaux – Die Super-8 Jahre« FR 2022 61 min. Französisch mit engl. UT
Die frischgekürte Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux hat zusammen mit ihrem Sohn die Super-8-Aufnahmen ihres Ex-Mannes editiert. Herausgekommen ist eine berührende Auto-Dokumentation und Reflexion ihrer Situation in der Ehe und in der gesellschaftlich vermittelten Rolle als Mutter.
Zusammen mit ihrem Sohn David Ernaux-Briot hat die im November gekürte französische Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux einen Film herausgebracht, der als filmische Variation ihres geschriebenen Werkes »Les années« (Deutsch: Die Jahre) gelten darf. Dabei lässt die zeitgenössische Ikone des autosoziografischen Schreibens (u.a. Der Platz / Das Ereignis / Das andere Mädchen) ihr eigenen Leben zwischen 1972 bis 1981 noch einmal Revue passen. Und zwar mittels titelgebender Super-8-Aufnahmen, die allerdings nur im technischen Sinne stumm sind, und gerade durch ihren eigenen kontrastreichen Kommentar einer soziologisch geprägten Feministin eine wunderbare Metaebene eröffnen und zugleich ein hoch spannendes historisches Gesellschaftspanorama der jüngeren Vergangenheit.
Annie Ernaux‘ große Textkunst ist, und das wird im Film durch das Zusammenspiel der Super-8-Rolle, wie sie wohl in abertausenden Familien existiert, mit ihrem geschriebenen Kommentar deutlich, das Private und Sentimentale niemals banal sein zu lassen, es mit Metakommentaren und soziologischen oder politischen Überlegungen anzureichern: über das Schreiben, die eigene Herkunft, die Rolle als Frau. Immer wieder reflektiert Annie Ernaux ihr unbefriedigendes Dasein als Familienmutter, beschreibt ihr weibliches Umfeld als »femmes au foyer«, allesamt Hausfrauen, nirgendwo findet sie Halt oder Vorbilder, es sei denn in sich selbst, in ihrem Denken und Schreiben, das auch Friktionen in ihre Ehe bringt. Den Zustand der Familie kommentiert Ernaux luzide aus den Bildern heraus. Immer mehr verschwindet die Familie aus den Aufnahmen, immer mehr treten die gefilmten Städte in den Mittelpunkt, ein Zeichen dafür, wie sich der Vater und Ehemann entfernt. Schließlich verlässt Philippe die Familie, die Filme lässt er zurück. Die Kamera nimmt er mit in seine neue Ehe, wird neue Aufnahmen von seinem neuen Leben machen, und damit sind auch die Jahre von Super-8 vorbei. So einfach, so unsentimental.
ACHTUNG: Diesmal gibt es nur passende Getränke zum Film und keine Speisen.
Ablauf:
Mittwoch 12. April 202318.30 Uhr: Einlass, Getränke
20.00 Uhr Begrüßung & Einführung durch Dr. Eva Blome, Universität Hamburg
Anschließend: Filmbeginn, danach Filmgespräch
Bitte meldet euch unter reservierungen@flexiblesflimmern.de für die Veranstaltungen an.
Karte je 12 EUR Danke sehr!
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