„Gleichheit“ – Égalité – ist der entscheidende unter den Schlachtrufen der Französischen Revolution, zumindest legt Kathrin Mayrs Inszenierung von Georg Büchners „Dantons Tod“ am Ernst Deutsch Theater dies nahe. Die Regisseurin ergänzt die – ansonsten in nahezu voller Länge wortgetreu vorgetragenen – Zeilen des Dramatikers durch Texte der Revolutionärin und Frauenrechtlerin Olympe de Gouges sowie eine Rede der französisch-kreolischen Aktivistin Marie-Thérèse Lucidor Corbin zur Abschaffung der Sklaverei. Die historischen Ergänzungen schaden dem Stück nicht, bereichern es aber auch nicht, zumal kein Bezug zur aktuellen Gleichberechtigungsdebatte hergestellt wird.
Gleichberechtigt geht es immerhin auf der Bühne zu: Die Zusatztexte werden vom Schauspieler K gesprochen, der unter anderem auch Dantons Gattin Julie (etwas zu flapsig) mimt, während Nina Carolin in einer Hosenrolle als Dantonist Camille überzeugt. Der Titelheld ist allerdings keine Frau, sondern wird von Anatol Käbisch gespielt, dessen eher schwacher Auftritt der emotionalen Bandbreite des liberalen Republikaners nicht gerecht wird. Ihm steht ein ungleich glaubhafterer Robespierre gegenüber: Stefan Schießleder bringt den terrorbereiten Jakobiner mit all seiner abgründigen Zerrissenheit auf die Bühne.
Dantons Tod: Ein blutrotes Historienbild
Die Bühne selbst ist leuchtend blutrot gehalten (Ausstattung: Hannah Petersen) und wirkt, ganz ohne Requisiten, wie der prächtige Rahmen eines Historienbildes. In dieses Bild treten die Darsteller hinein und halten Monologe oder führen Dialoge, wobei sie stehen, sitzen, zuweilen tanzen – aber selten wirklich schauspielern. Dabei tragen sie ein kunterbuntes Kostümsammelsurium, so als fände hier ein Lumpenball unter dem Motto „Französiche Revolution“ statt. Das schwächt die Wirkung von Büchners Stück, aus dessen Tiefe sich so viel für unsere Gegenwart schöpfen ließe.