Vier Ehrenamtliche sitzen in den Räumlichkeiten der Londoner Telefonseelsorge „Brightline“. Eine von ihnen, Frances, hat einen Babybauch. Der 17-jährige Joey ist sichtlich bewegt. „Seit ich zwölf war, habe ich keine schwangere Frau mehr gesehen“, rutscht ihm heraus. Im Hintergrund grollt es, auf dem Boden liegen Ascheflocken. Die vier haben sie von draußen mitgebracht und von ihren Regenmänteln abgeschüttelt, die an den in Altrosa gestrichenen Wänden hängen. Die Welt geht unter, und das heruntergekommene Büro wirkt wie eine letzte Zuflucht in Klaus Schumachers Inszenierung von „Du blöde Finsternis!“. Als ein von außen begehbarer Kasten steht es auf der Bühne, eine Bretterbude der Hoffnung, in der vier Menschen dem Rest der Welt und einander beistehen. Frances, Joey, Jon und Angie streiten und vertragen sich, sie trösten und helfen einander – und teilen kleine Freuden wie Donuts.
Tragik und Komik in Balance
Rührende Bilder, die immer wieder aufgelockert werden durch komische Momente, etwa das gleichzeitige Führen von Gesprächen untereinander und am Telefon. Das Ensemble hält Tragik und Komik in Balance und lässt die Figuren auf eine Art lebendig werden, dass man wünscht, sie blieben noch lange auf dieser Welt. Während das Stück auf sein Ende zusteuert, dringt auch die Zerstörung von außen immer mehr in den Schutzraum ein, der zerlegt wird. Doch die Leitungen funktionieren noch, es gibt Kerzen und Songs, wie „Blackbird“ von den Beatles, die man gemeinsam singen kann. Sam Steiner wollte „ein optimistisches Stück über den Weltuntergang“ schreiben. Optimistisch ist es insofern, als dass es uns einen Weg zeigt, mit Gefühlen von Ohnmacht, Trauer und Angst umzugehen, die einen in unserer von Katastrophen gebeutelten Zeit überwältigen können: Atmen, weiterleben, füreinander da sein.
„Du blöde Finsternis!“, ist noch bis Ende April 2023 (mit Pause im März) am Jungen Schauspielhaus zu sehen.