E-Mail vom 26. November: Axel schlemmt kurz vor Porto Fromage und französischen Wein. Hat er sich verdient, nach dem letzten Kampf mit Wellen, Wind und zwei abgerissenen Segeln
26. November
Moin Lisa,
viel ist passiert in der Zwischenzeit, wenig Zeit bleibt zum Schreiben. Volles Programm die ganze Zeit. Ich habe den Skipper Boris Hermann auf dem Weg nach Brest verabschiedet. Er versucht den Segelrekord zu brechen – einmal um die Welt (Jules Verne Trophy), die Bestzeit liegt aktuell bei 45 Tagen und 13 Stunden. Ich war vorher noch mit Schlauchboot draußen und haben seinen gigantischen Trimaran (Mehrrumpfboot mit einer Länge von 105 Fuß) in die Nacht verabschiedet.
Danach bin ich mit dem Mietwagen zurück zur Zest nach La Trinite Sur Mer gefahren, um am nächsten Tag die Biskaya zu bezwingen. Am Montagabend musste ich mangels Wind noch mit Motor in die Dämmerung fahren, aber wurde dafür von 20 Delfinen mehrere Stunden begleitet, die in der Bugwelle der Zest gespielt haben. Der Wind frischte in der Nacht auf, und kam leicht achterlich, so dass ich schnell voran kamen, ohne viel kämpfen zu müssen.
Der englische Kanal war da eine sehr viel härtere Bewährungsprobe, dessen Geschichte ich dir auch noch schuldig bin. Nun bin ich schon vor der portugiesischen Küste und werde in 2,5 Stunden in Porto einlaufen. Heute habe ich noch gut Atlantikwellen abgesurft, mit achterlichem Wind unter Spinnaker. Das war bombastisch – bis der Wind so stark wurde, dass die Zest häufig über 8 Knoten lief, einmal sogar mit 10,5 Knoten (19,5 Kmh) die Welle runter.
Kurze Zeit später ist die Zest aus dem Ruder gelaufen, bei der Aktion musste ich den Spi (Vorsegel) loswerfen. Dabei ist dann auch noch der Baumniederholer vom Großsegel und die Befestigung der Großschot gerissen. Bei den Wellen, dem Wind und zwei ungebändigten Segeln ist mein Puls dann doch ziemlich hoch gewesen. Aber die wichtigste Regel an Bord ist: Cool bleiben, schnell und vor allem überlegt handeln! Das hat mir auch schon beim Bruch des Ruders den Hintern gerettet. Das hätte auch schnell kritisch werden können.
Nun segle ich ganz entspannt unter Vorsegel nach Porto. Ich habe gerade lecker gegessen und werde mich gleich noch um den französischen Fromage. Und den Rotwein. Das versteht sich von selbst…
Ahoi, Axel
Weitere spannende Seefahrer-Geschichte aus Axels Logbuch gibt es hier
Such den Axel
Wo der Hamburger gerade über den Atlantik segelt, kann man auf dieser Karte verfolgen:
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Was zuvor geschah:
Segler, sag mal „Piep!“
E-Mail vom 12. November: Endlich, ein Lebenszeichen von Axel. Er hat diverse Waschgänge hinter sich, kreuzte ohne Licht den englischen Kanal und hatte einen vomierenden Mitfahrer an Bord
Ein Hamburger allein auf dem Atlantik
E-Mail vom 15. Oktober: Jetzt geht’s los! Axel ist kurz vor der holländischen Küste angekommen und hat die erste Nacht Nüsse knabbernd an Deck verbracht
Turbulenzen zwischen Containerschiffen
E-Mail vom 21. Oktober: Großes Malheur vor Dover! Im Englischen Kanal bricht das Ruderblatt der Zest. Axel baut aus einem Brett seiner Koje fix ein neues, wird dann aber doch von Seenotrettern geborgen