Fotografie erfasst das Vergangene als gegenständliches Kontinuum; konfrontiert die Gegenwart mit der Vergangenheit, stellt Fragen, die vergessen sind, ohne Antworten zu verlangen. Der Fotograf Kurt W. Hamann richtete sein Objektiv stets auf die Konflikte der Wiedervereinigung, die bis in die Gegenwart reichen. Ab dem 3. Oktober ist im Deutschen Hafenmuseum die Ausstellung „Werft-Wenden – deutsch-deutsche Bilder der Arbeitskämpfe in den 1990ern“ zu sehen, die Hamanns fotografische Dokumentation der Arbeitskämpfe auf Werften in Ost- und Westdeutschland kurz nach dem Fall der Mauer zeigt.
Wie viele Industriegebiete im Osten waren auch Werften nach der Wende von Schließungen und Entlassungen betroffen. In Hamanns Bildern offenbart sich: Häfen fungieren als Seismografen für globale Entwicklungen. Sie stehen im Spannungsfeld von Politik, Wirtschaft und Technologie und spiegeln als Arbeits- und Lebensorte gleichzeitig die Stimmung einer Gesellschaft. Kurt W. Hamann, der die Ausstellungseröffnung auch als Zeitzeuge begleiten wird, und seine Bilder eröffnen den Zugang zur deutsch-deutschen Geschichte in all ihren Brüchen und Konflikten.
Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 10/2023 erschienen.