SZENE HAMBURG: Ivo, seit einem Jahr läuft der Clubbetrieb im Yoto. Gibt es etwas, womit du bei der Eröffnung nicht gerechnet hast?
Ivo Delor: Ich war tatsächlich überrascht, wie stark wir durch den Sommer gekommen sind. Zwischendurch gab es natürlich ein paar wilde Runden mit Technik, Genehmigungen und Co., aber das hält frisch. Und das Beste: Es hat sich eine richtig schöne Crowd gebildet – mehr Zusammenhalt, als wir je auf dem Zettel hatten.
Im November feiert ihr euren ersten Geburtstag. Was können Besuchende erwarten?
Es wird ein ordentlicher Aufschlag aus Live- und Clubprogramm. Wir stecken mitten in den Planungen. Das komplette Line-up findet ihr zeitnah auf unseren Kanälen.
Es hat sich eine richtig schöne Crowd gebildet
Ivor Delor
Dauerhaft mehr Konzerte auf der Schanze: Live-Programm auch im Winter
Ihr wolltet mit dem Yoto der Schanze die Bühne zurückgeben. Hat das funktioniert?
Ja, auf jeden Fall! Wir haben schon einiges live gemacht – und jetzt, wo’s draußen wieder kälter wird, geht’s drinnen mit live wieder los. Ein paar schöne Konzerte haben wir noch vor uns, zum Beispiel mit Marnele auf ihrer Perle im Pott-Tour 2026 oder schon bald mit Murs am 15. November. Und noch viele mehr. Gerne mal bei uns oder bei OHA Music reinschauen. Wir haben auf jeden Fall vor, das weiter auszubauen – aber alles nach und nach, so was ist ohne Förderung und einem großen Hebel nicht ganz leicht, ein Teil der Technik haben wir uns schon abgespart, aber auch noch Pläne für Anschaffungen, dass unser Live-Set-up Plug-and-Play funktioniert. Wir machen aber aus Überzeugung weiter!
Du sprichst Förderungen an. Ihr habt in Zeiten eröffnet, in denen viele Clubs nur dadurch oder durch Spenden überstehen können. Wie geht es euch?
Es ist auf jeden Fall tough – die Kosten steigen überall, das merkt man deutlich. Aber wir versuchen, mit kreativen Konzepten und guten Kooperationen das Beste draus zu machen. Am Ende muss man einfach Optimist sein – sonst würde man so ein Projekt gar nicht anfangen. Das steckt man (mental) mal besser weg und mal auch weniger gut.
Aber gefördert werdet ihr nicht?
Noch nicht. Wir würden das gern irgendwann machen, aber bisher fehlt uns einfach die Kapazität. Förderanträge sind ziemlich aufwendig, und mit unserem kleinen Team ist das aktuell schwer zu stemmen. Aber perspektivisch wäre das auf jeden Fall wichtig.
Ihr wollt euch also weiter in der Schanze etablieren?
Ja, auf jeden Fall, wir wollen langfristig bleiben. Die Startphase war intensiv, aber jetzt läuft’s in eine gute Richtung. Wir werden weiter Neues ausprobieren, auch wenn’s künftig vielleicht etwas ruhiger und gezielter passiert. Wichtig ist uns, dass das Yoto ein Ort bleibt, an dem junge und nicht so gesehene Communitys Platz finden, um sich kreativ auszutoben.
Austoben ist ein gutes Stichwort. Was ist deine schönste Anekdote aus dem ersten Jahr?
Oh, da gibt’s einige! Aber eine bleibt unvergessen: Bei einem Abend von Shari Who stand plötzlich DJ Habibeats aus den USA im Raum – und hat spontan ein Set gespielt. Am nächsten Tag hat er das Uebel & Gefährlich ausverkauft. Bei uns war’s völlig ungeplant, super intim, einfach magisch.
Wie hat sich euer Programm seit der Eröffnung entwickelt?
Anfangs haben wir im Yoto noch stärker im elektronischen/Techno-Bereich experimentiert, inzwischen ist das Programm deutlich vielseitiger geworden. Wir haben eine solide Basis aus Amapiano, Afrobeats, Edits, House und Global Beats – auch mal kombiniert mit Live-Elementen wie Saxofon oder Drums. Ein Beispiel dafür ist das Format Enchanted von DJ Silvé bei dem DJs und Live-Musiker:innen zusammen spielen und so besondere hybride Nächte entstehen. Außerdem arbeiten wir eng mit lokalen Communitys und Veranstaltern wie JUNKPARK zusammen, um sowohl internationale Acts als auch junge Hamburger Talente ins Programm zu holen.
Du bist auch Betreiber der BernsteinBar. Profitieren die beiden Läden voneinander?
Es gibt ein paar kleine Überschneidungen, aber das Yoto ist in jeder Hinsicht ein kompletter Neuanfang: eigener Vibe, eigenes Publikum, eigene Musikrichtung. Es fühlt sich wirklich wie ein eigener Ort an. Ich würde sagen, sie profitieren vielleicht durch die ein oder andere Erfahrung voneinander, aber das Yoto steht für sich und hat seinen ganz eigenen Spirit.
Bei unserem letzten Interview hast du erzählt, dass Ende 2025 die Verträge in der BernsteinBar auslaufen. Wie ist die aktuelle Situation?
Seit ein paar Monaten haben wir die Verlängerung bis Dezember 2030 gesichert. Davor war’s echt spannend – das Gebäude stand zwischenzeitlich beim Makler zum Verkauf. Für die BernsteinBar hat das glücklicherweise nicht geklappt, und so sind wir am Ende doch noch an die Verlängerung gekommen – quasi von hinten durch die Brust ins Auge. Wir können also am 8.11. im Yoto das 26-jährige Bestehen der BernsteinBar feiern und haben damit im November ein paar amtliche Geburtstage!

