Paris in der nahen Zukunft: Über die einstige Stadt der Lichter herrscht nun Alma, eine allgegenwärtige Künstliche Intelligenz, mit deren Hilfe die Polizei skrupellos Recht und Ordnung durchsetzt. Die Metropole, geteilt in drei Zonen, unterscheidet zwischen Reichen, Privilegierten und den Ausgegrenzten des Prekariats, die unter unsäglichen Bedingungen ums Überleben kämpfen. Mit dem Mythos totaler Sicherheit enden alle demokratischen Rechte. Als Almas Schöpfer ermordet wird, nehmen Salia (Adèle Exarchopoulos), eine elegante Elitepolizistin aus Zone 2, und Zem (überragend: Gilles Lellouche), ein desillusionierter älterer Cop aus Zone 3, die Ermittlungen auf. Die beiden könnten gegensätzlicher nicht sein, so scheint es, doch der Eindruck täuscht: Sie sind Einzelgänger, die in diesem unerbittlichen Überwachungsstaat ihre Verletztheit zu verbergen wissen. Irgendwann wird aus der gegenseitigen Abneigung so etwas wie Liebe; eine Liebe, die ihnen den Mut gibt, jene dunklen Geheimnisse von Alma zu entlarven – aber auch, um für ein paar kostbare Momente unbeschwert glücklich zu sein Der nostalgische KI-Thriller basiert auf dem französischen Bestseller „Chien 51“ von Laurent Gaudé. Regisseur Cédric Jimenez verlegt die post-demokratische Dystopie von Griechenland nach Paris und stellt damit bewusst die Nähe zur aktuellen Gesellschaft her. Vieles scheint erschreckend vertraut, ob Drohnen oder die Armut in Zone 3, wo Illegales oft als einziger Ausweg aus der Misere erscheint. Sozialer Aufstieg in Zone 2 bleibt die Ausnahme, existiert nur als Teil eines politisch aufwendig inszenierten Gewinnspiels. Im Untergrund schwelt der Widerstand. Die Rebellen von Break Walls und ihr charismatischer Freiheitskämpfer Mafram (Louis Garrel) erinnern an Anonymous oder die Aufstände der Gelbwesten. Der in Marseille geborene Regisseur hat bisher fast ausschließlich Filme gedreht, die auf realen Ereignissen beruhten. „Zone 3“ ist Fiktion, aber doch der Wirklichkeit verbunden. Das atmosphärisch dichte und ästhetisch umwerfende Drama ist der letzte Teil von Jimenez’ Trilogie über Polizeigewalt. Es verleugnet nicht seine Vorgänger wie „Blade Runner“ oder „Hunger Games“, ist aber von ganzem Herzen exquisite französische Kapitalismuskritik. Einziger Gegenpol zur Härte der hochtechnisierten Welt: die Liebe. / Anna Grillet

