Bürger ans Netz: Alexander Bernhardt ist aktives Mitglied der Freifunk-Community Hamburg, die sich ehrenamtlich für ein freies WLAN-Netz für alle einsetzt
SZENE HAMBURG: Freifunk will ein offenes, freies WLAN-Netz aufbauen. Warum eigentlich? Ich kann doch jetzt schon mit meinem Smartphone unterwegs surfen …
Alexander Bernhardt: Wir finden, freier Zugang zum Internet müsste ein Grundrecht sein. Wenn du privilegiert bist, dann kannst du dir für 35 Euro einen LTE-Tarif kaufen. Aber dann bist du einerseits auch Kunde eines Konzerns – mit all den Vorteilen und Nachteilen, und spätestens seit Snowden haben wir die Nachteile alle verstanden. Andererseits, wenn du nicht so privilegiert bist, kannst du dir keinen mobilen Internettarif leisten. Zum Beispiel Schüler. Aber ganz aktuell auch Flüchtlinge. Die bringen zwar ihre Smartphones mit, haben aber keinen Vertrag. Wir bekommen momentan deshalb viel Aufmerksamkeit, weil wir Flüchtlingsheime mit WLAN versorgen. Und grundsätzlich gefällt uns die Idee, ein Netz zu haben, das in Bürgerhand ist. Wir wollen ein Netz, das eben nicht einem Konzern gehört, das nicht profitorientiert arbeitet und bei dem jeder mitmachen kann.
SZENE HAMBURG: Kannst du für Internet-Dummies wie mich mal erklären, wie Freifunk eigentlich funktioniert?
Alexander Bernhardt: Freifunk ist dezentral angelegt. Organisatorisch, weil es voneinander unabhängige Freifunk-Communities wie in Berlin, Lübeck und Hamburg gibt. Und technisch: Denn letztlich kann jeder einen Freifunk-Router irgendwo aufstellen, wo er möchte. Im Umkehrschluss kannst du dich aber auch nicht darauf verlassen, dass es jemand tut. Momentan ist an 778 Orten in Hamburg Freifunk verfügbar. Wenn die Knoten nah genug positioniert sind, mashen sie, sind also untereinander verbunden, und so entsteht zunehmend eine chaotisch verwebte Netzwolke.
Die Community trifft sich zweimal in der Woche – montags im Chaos Computer Club, freitags im Attraktor in Altona; www.hamburg.freifunk.net
Foto: Jakob Börner
Das vollständige Interview von Stadtleben-Redakteurin Julia Braune mit Alexander Bernhardt findet man in der April-Ausgabe des Stadtmagazins SZENE HAMBURG.