In den vergangenen fünf Jahren konnten mehr als 200 Kreative ihre Ideen über die regionale Crowdfunding-Plattform Nordstarter realisieren. Das wurde an Bord der MS Stubnitz gefeiert
Der Ort für die große Feierei hätte mit der MS Stubnitz kaum besser gewählt werden können: Schließlich gehört auch Hamburgs Kulturschiff zu den erfolgreichen Projektstartern. Dank der 2014 eingesammelten 60.441 Euro konnte es zur Klassenerneuerung in der Norderwerft eindocken.
Fünf Jahre Nordstarter, mehr als 2 Millionen Euro und eine Menge glückliche Projektstarter. Das ist ein Grund, zu feiern, und dieses wurde am Dienstag, 15.11.2016, erfolgreich durchgeführt. Erfolgreiche Crowdfunder, unter anderem die Hanseatische Materialverwaltung, stellten sich im Talk vor und beantworteten Fragen. Einzelne Projekte, wie der Magazin Store, der Marktplatz für Vintage Design Products Frau Lux oder auch Musik-Projekte wie Vivie Ann (Fundingsumme: 12.410 Euro) präsentierten sich in Form von kleinen Projekt-Schaufenstern. Beispielsweise als Magazin-Lese-Store. Oder live in der Praxis, wie die FahrradGarderobe (Fundingsumme: 6.274 Euro), die vor der Tür, äh, der Gangway zum Schiff die Fahrräder beherbergte.
„Natürlich sind nicht alle Projekte erfolgreich“, sagt Projektleiterin Isabel Jansen in ihrer Eröffnungsrede. „Aber mit einer Erfolgsquote von 58 Prozent liegen wir überm Durchschnitt. Und das Schöne im Vergleich zu klassischen Finanzierungsmodellen ist: Ohne finanzielles Risiko lässt sich ein Projekt hier zumindest schon einmal antesten.“
Auch in Sachen Marketing und Öffentlichkeitsarbeit gebe das Crowdfunding schon mal einen ordentlich Push. „Wir drehen das Konzept damit einfach um“, so Isabel Jansen. „Normalerweise produziert ein Musiker seine CD und gibt sie hinterher in die Promotion. Beim Crowdfunding muss er vorher ordentlich Werbung machen, um das Projekt zum Laufen zu bringen.“
Frau Lux alias Jasmine Lux kann bestätigen: In Sachen PR und Öffentlichkeitsarbeit hat Crowdfunding ihrem Vintage Marktplatz ordentlich Power verliehen. Leben kann sie nach knapp zwei Jahren noch nicht von ihrer Idee, sie hat noch eine eigene Design-Agentur, von deren Umsatz sie ihre Miete bezahlen kann. „Gesund wachsen“, sagt sie. „Das ist das Ziel. 32 Shops habe ich gerade auf meiner Plattform. Jetzt gehe ich gerade wieder in die Akquise.“ Ihr Tipp für Projektstarter: Nicht blauäugig reingehen, Nordstarter und Crowdfunding, das sei Arbeit; und wenn man sein finanzielles Ziel erreicht habe, müsse man abliefern. Dann ginge es erst richtig los. „Aber du kannst testen: Wollen die Leute dein Produkt? Das ist schon klasse und hilfreich bei der Umsetzung.“
Nordstarter, vor fünf Jahren als regionale Crowdfunding-Plattform der Hamburg Kreativ Gesellschaft ins Leben gerufen, soll zukünftig durch ein qualifizierendes Crowdfunding-Beratungsangebot ergänzt werden. Zurzeit gibt es einmal im Monat den kostenlosen Crowdfunding Club, in dem bis zu 20 Teilnehmer drei Stunden lang detailliert über das Finanzierungsmodell, die notwendigen Vorbereitungen und die Fallstricke informiert werden.
„Die Nachfrage ist riesig, die Clubs sind immer ausgebucht“, so Isabel Jansen. „Jetzt wollen wir Projektstarter noch mehr dabei unterstützen, ihre Ideen erfolgreich in die Tat umzusetzen.“ Was die Nordstarter da genau geplant haben, wollen die Projektleiter im Laufe des Abends ebenfalls vorstellen. / ILO / REM