50 Jahre Logo: Das Buch über die ehemals „lauteste Sauna der Stadt“

Autor Alf Burchardt schreibt vorwiegend über Musik und Hamburg – in der Regel kombiniert er beide Themen. So auch in seinem aktuellen Projekt, einem Porträtbuch, das er zusammen mit Bernd Jonkmanns sowie Logo-Besitzer Karsten Schölermann und Art-Direktorin Katja Kleinebrecht umgesetzt hat. Es geht um einen bekannten Hamburger Club anlässlich dessen 50-jährigen Jubiläums: das Logo
Alf Burchardt, und sein Portraitbuch über 50 Jahre Logo
Von links: Alf Burchardt, Katja Kleinebrecht, Karsten Schölermann und Bernd Jonkmanns vor dem Logo in der Grindelallee (©Bernd Jonkmanns)

SZENE HAMBURG: Alf, du bist langjähriger Autor für „Stern“, „Tempo“ und SZENE HAMBURG, hast zudem bereits einige Bücher geschrieben wie „Hamburg Calling“ und „Sounds of Hamburg“. Nun erscheint ein Buch von dir und Bernd Jonkmanns über das Logo. Es fällt auf: In all deinen Büchern geht es um Hamburg und Musik. Was fasziniert dich an der Musik in und aus Hamburg? Was macht sie für dich so besonders?

Alf Burchardt: Ganz einfach: Ich bin Hamburger, und ich interessiere mich für Musik – da habe ich die aus Hamburg natürlich auch mitbekommen. Der Früh-Siebziger-Krautrock ging noch an mir vorbei. Interessant wurde es hier für mich dann Ende der Siebziger, als es mit Punk und neuen Tönen vom Label Zickzack losging. Vorher klang mir die Hamburger Musik meist zu sehr nach US-Vorbildern.

Was verbindet dich denn konkret mit dem Logo? Wann warst du das erste Mal dort?

So eine Frage habe ich geahnt und deshalb zu Hause meine Kiste mit den Eintrittskarten ausgekippt. Leider habe ich kein frühes Logo-Ticket gefunden. Ich erinnere mich aber, dass ich dort in den Siebzigern den Musik-Clown Jango Edwards gesehen habe.

Wenn es voll war, tropfte viele Jahre lang das Kondenswasser von der Decke

Alf Burchardt

Was schätzt du, wie viele Konzerte du in deinem Leben im Logo gesehen hast? Welches waren deine Highlights?

Hmm … schwer zu schätzen. 60 vielleicht oder 70? Da hätte ich auch bei anderen Clubs Probleme. Beeindruckend im Logo fand ich damals den Sänger der holländischen Bluesrockband Claw Boys Claw, der mit dem Mikro auf die Grindelallee gegangen ist und dort weitergesungen hat. Schön auch, wie das Publikum bei den Godfathers eingriff: Da gab es noch Tische und Stühle, aber weil die beim Tanzen hinderten, haben die Besucher die nach wenigen Takten nach hinten geräumt, damit vor der Bühne genügend Platz war.

In einer Reihe mit der Fabrik und der Markthalle

Legendär ist der Umstand, dass es im Logo immer irre heiß war. Stimmt doch, oder?

Wenn es voll war, tropfte viele Jahre lang das Kondenswasser von der Decke. Deshalb trug der Club auch den Beinamen „die lauteste Sauna der Stadt“. Aber seit einiger Zeit hat das Logo eine Klimaanlage.

Das Logo feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Hättest du gedacht, dass der Club so lange Bestand haben wird?

Ich habe mir nie Gedanken über ein mögliches Ende gemacht. Wie die Fabrik oder die Markthalle gibt es auch das Logo schon ewig, da dachte ich lange Zeit: Wird schon so weitergehen. Obwohl man sich den Schuppen nur angucken muss, um zu sehen, dass er die Fantasie von Investoren beflügelt. Manch einer hätte da gern sechsstöckig gebaut.

Seit Jahren schon geistert ja der Begriff des „Hamburger Clubsterbens“ durch die Medien, die Anzahl der Clubs in Hamburg sinkt. Warum ist das Logo davon bisher verschont geblieben?

Weil Idealisten dahinterstehen, ganz große Fans von Live-Musik. Als Eberhard Gugel und Karsten Schölermann in den Neunzigern die Gelegenheit bekamen, den Club zu kaufen, haben sie nicht lange überlegt und zugeschlagen. Nach Corona hat Karsten dann Eberhard ausgezahlt und nun gehört der Laden ihm allein. Wenn er verkaufen würde, müsste er nie mehr arbeiten. Aber er will arbeiten, er findet das Logo wichtig – ein Glück für die Musikszene der Stadt.

Auch das Logo stand vor dem Aus

50 Jahre Logo, das Buch
Alf Burchardts Buch zu 50 Jahre Logo ist im Junius Verlag erschienen (©Junius)

In den Achtzigern stand das Logo schon mal kurz vorm Bankrott, und in den Nullerjahren gab es mal Pläne, das Logo abzureißen und dort einen Neubau hinzustellen – was offenkundig nicht gemacht wurde. Weiß du, warum das Logo damals verschont blieb?

Die späten Achtziger waren eine schwere Zeit für kleine Clubs, die versuchten, täglich Programm zu bieten. Ein Onkel Pö hat da zum Beispiel dichtgemacht. Abrisspläne geisterten immer mal wieder durch die Medien, aber seit Eberhard und Karsten das Logo 1994 gekauft hatten, wäre nichts mehr ohne ihr Einverständnis gegangen.

Dann hat das Logo offenbar Glück. Aber was kann oder muss die Politik tun, um dem Sterben der anderen Clubs entgegenzuwirken?

Sie müsste sich entschlossen auf Grundstücke, auf bestehende Clubs draufsetzen und so sichern, dass der Betrieb weitergehen kann. Für das Molotow, gekündigt vom Besitzer des Gebäudes, hat sich jetzt glücklicherweise ein neuer Ort gefunden. Aber dem Hafenklang, vorerst gerettet, droht Ende des Jahrzehnts weiterhin das Aus.

Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen, die Geschichte des Logo in Buchform zu bringen? Warum war euch das wichtig?

Karsten Schölermann hatte die Idee, die ersten 50 Jahre des Clubs in einem Buch zusammenzufassen. Und weil ihm unsere anderen Büchern gefallen haben, hat er Bernd und mich angesprochen. Wir hatten Lust auf das Projekt, da wurden wir uns dann schnell einig.

Was unterscheidet das Logo deiner Ansicht nach von anderen Clubs?

Er liegt nicht an einer Ausgehmeile, man muss schon dahin wollen. Aber im Prinzip ist auch dort alles möglich.

Das Programm ist vielfältig; vielfältiger als vielleicht manch einer denkt

Alf Burchardt

Das Logo: Mit Gespür für große Bands

Das Logo ist ja vergleichsweise klein, dennoch standen dort schon große Namen auf der Bühne, darunter Blur, Oasis, Weezer, The Cardigans, The White Stripes …

Die Bookerin Ursula Morris, die sich Anfang der Nullerjahre um das Programm kümmerte, hatte ein gutes Gespür für Bands, die kurz vorm Durchbruch standen. Sie buchte viele Musiker, die gerade mal ihre erste Platte veröffentlich hatten. Aber irgendwann sind Bands zu groß für einen Club wie das Logo. Wenn die dann dort noch mal spielten, dann ist das ein Zeichen von Wertschätzung und alter Verbundenheit.

Wie wichtig war das Logo für die sogenannte Hamburger Schule?

Ab und zu spielte da vielleicht mal eine Band, die man der Hamburger Schule zurechnen konnte. Aber sonst hingen ihre Vertreter in der Schanze und auf dem Kiez ab. Da spielten sie dann auch dort in Läden wie etwa dem Heinz Karmers.

Wie ist das Logo derzeit aufgestellt? Wie schätzt du die Zukunft des Logos ein?

Ich kenne keine Zahlen, aber ich glaube, es geht ihm vergleichsweise gut. Ein engagierter Besitzer und mit Lea Goltz und Chris August enthusiastische Booker – das wird noch eine Weile weitergehen. Glücklicherweise.

Für all jene, die das Logo nicht so auf dem Zettel haben: Wie sieht mittlerweile das Programm aus?

Das Programm ist vielfältig; vielfältiger als vielleicht manch einer denkt, der lange nicht mehr da war.

Was ist von dir zukünftig als Autor zu erwarten?

Mit Bernd Jonkmanns und dem Junius Verlag denke ich auf ein, zwei weiteren Projekten herum, aber reden möchte ich darüber erst, wenn es kein Zurück mehr gibt.

Alf Burchardt, Bernd Jonkmanns: LOGO – Ein Hamburger Club, Junius, 176 Seiten, 24 Euro

Dieses Interview ist zuerst in SZENE HAMBURG 10/2024 erschienen. 

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