Hamburgs Techno-Boygroup Fraktus im Gespräch über Freundschaft, Fitness und ihr neues Album „Welcome To The Internet“. Sie spielen am 2. und 3.2. auf dem Kiez
SZENE HAMBURG: Dickie, Bernd und Torsten, nicht selten stand eure Freundschaft in der Vergangenheit auf der Kippe. Wie geht es euch heute? Alles Friede, Freude, Eierkuchen?
Bernd Wand: Unsere Freundschaft steht mittlerweile auf zwei sicheren Säulen. Die eine heißt Entfernung, die andere Abstand.
Torsten Bage: Also, das Geheimnis unserer Freundschaft ist …
Dickie Starshine: … ja, komm, ist ja gut jetzt, hat Bernd doch schon erklärt.
Torsten: (grummelt).
SZENE: Euer Plattenlabel geht jetzt gar so weit, euch als moderne Lebensendpartner zu bezeichnen. Modern ja – aber ihr seid doch alles andere als ausgelaugt – oder?
Dickie: Was ist das denn für ’ne Frage?
SZENE: Eine nach eurer Fitness.
Torsten: Mit Mitte fünfzig darf man ja wohl mal ausgelaugt sein.
Dickie (zu Torsten): Wobei ja nur du Mitte fünfzig und ausgelaugt bist, wir ja eher nicht.
Bernd: Torsten ist ausgelaugt, weil wir ihn ausgelaugt haben. Dickie und ich hingegen freuen uns tierisch auf alles, was kommt …
SZENE: … wie euer neues Album. Das trägt den extra-futuristischen Titel „Welcome To The Internet“. Welche Rolle spielt das denn aktuell in eurem Leben, das Internet?
Dickie: Seitdem es das Internet gibt, haben wir das Problem nicht mehr, gemeinsam in einem Raum sein zu müssen: Wir treffen uns einfach im Internet! Diese neue Platte haben wir zum Beispiel komplett getrennt voneinander aufgenommen. Es ist eine reine Skype-Platte.
Torsten: Wir sagen Ja zum Internet! Seit Mitte der Neunzigerjahre haben wir uns zu sogenannten Heavy-Usern entwickelt, auch Whales genannt.
Bernd: Internet ist wie Beton: Es kommt darauf an, was man daraus macht. Und wir machen daraus Fraktus.
SZENE: Zurück zur Zukunft: Was hat dieses Fraktus-Album denn, was noch kein anderes Album zuvor hatte?
Bernd: Alles, was wir sagen können, ist: Es ist ein sehr, sehr, sehr gutes Album. Mit diesem Album werden wir uns im obersten Stockwerk der internationalen Musikpyramide einnisten.
Torsten: So ist der Plan. Dieses Album ist außerdem deswegen so extraordinär, weil es diese spezielle Kombination
von Musiken und Texten noch nicht gegeben hat. Die wird es auch nie wieder geben, ist doch logisch.
Dickie: Die beteiligten Musiker, Komponisten und Produzenten waren während der Entstehung keinen einzigen Tag gemeinsam in einem Raum …
Torsten: … und trotzdem ist es auch unser persönlichstes Album geworden.
Dickie: Genau. Es ist sehr emotional.
SZENE: Schon Props aus den Reihen der Kollegen bekommen? Es heißt, einige Bands würden wegen euch und eures Verbleibs im Musikgeschäft endgültig aufgeben und euch die großen Bühnen überlassen.
Dickie: Props? Das sind so kleine Gummistöpsel, oder?
Torsten: Ja, für die Ohren.
Dickie: Habt ihr davon schon welche bekommen?
Torsten: Nee.
Bernd: Ich weiß, was Props sind, und ich habe auch schon von Bands gehört, die meinten, wir sollten endlich aufhören, so unglaublich geil zu sein.
SZENE: Welche Bands waren das?
Bernd: Uriah Heep, Hüsker Dü und Cream.
SZENE: Liegt sicher auch an euren bahnbrechenden Liveshows. Wie erlebt ihr die selbst? Könnt ihr eure Gefühle auf der Bühne ein wenig beschreiben? Ist das die pure Energie?
Torsten: Ich bin ausgelaugt, das hatten wir ja schon festgestellt. Ich kann nicht mehr. Die Frage müssen die anderen beantworten.
(Keine Antwort von den anderen)
Torsten: Hallo!?
Bernd (zu Torsten): Ach, ich glaube, bei dir ist das wie mit Usain Bolt: Wenn der nach einem gewonnenen Rennen sagt, er wäre müde, dann ist das die Müdigkeit der absoluten Weltspitze.
Torsten (sichtlich gerührt): Danke, das ist gut gesagt. Ich möchte euch (blickt zu Dickie und Bernd) auch nicht enttäuschen. Für euch hoffe ich, dass meine Form noch besser wird.
Dickie (jetzt auch gerührt): Ihr seid für mich wie die beiden großen Brüder, die ich nie hatte.
Bernd (am gerührtesten): Ihr seid wie meine Eltern.
SZENE: Bei so viel Harmonie: Gibt es auch schon Pläne für die nächsten Fraktus-Jahre?
Torsten: Wir sind sehr breit aufgestellt. Im Unterschied zu vielen anderen Bands haben wir unsere Produkt-Pipeline stark ausgebaut. Nach 2012, also dem Jahr, in dem wir immerhin ein Album und einen Film rausgebracht haben, haben wir noch ein Theaterstück gemacht und viele andere Sachen, die ich gar nicht erwähnen möchte, weil das unbescheiden klänge.
Bernd: Wir werden noch einen Film machen.
Dickie: Man darf auch sagen, dass wir Gespräche mit Jamba führen.
Torsten: Stimmt! Hatte ich fast vergessen. (zu Bernd) Hast du noch daran gedacht?
Bernd: Nee.
Torsten: Im Frühjahr kommt auch noch unser Computerspiel „Smirkey’s Dopehouse 2“ raus. Das wird ein Riesending! (zu Bernd) Was willst du mehr?
Bernd: Nichts. Mehr geht nicht.
Interview: Erik Brandt-Höge
Große Freiheit 36
Große Freiheit 36 (St. Pauli)
2.+3.2., jeweils 19 Uhr
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren