Filmkritik: „Asteroid City“ von Wes Anderson

Atomtests, Aliens und Amour fou, mitten in der Wüste, das ist Wes Andersons neuer Film „Asteroid City“
Wes Anderson „Asteroid City“ (©Pop. 87 Productions/Focus Features)
Wes Anderson bleibt auch bei „Asteroid City“ seinem Stil treu (©Pop. 87 Productions/Focus Features)

Wie ein hochbegabtes Kind, das in seinem Sandkasten eine etwas abseitige Version der Welt zusammenbaut, erschafft Wes Anderson unverwechselbare Kinowelten. Auch in seinem elften Film, angesiedelt im Jahre 1955, würde man am liebsten dauernd die Pause-Taste drücken, um den detailstrotzenden Dioramen voll augenzwinkerndem Zeitkolorit gebührend zu huldigen.

Atomtests, Aliens und Amour fou, mitten in der Wüste

„Asteroid City“, ab dem 15.6.23 im Kino (©Pop. 87 Productions/Focus Features)
„Asteroid City“, ab dem 15.6.23 im Kino (©Pop. 87 Productions/Focus Features)

Asteroid City, irgendwo im sandigen Südwesten der USA gelegen, ist eine Modellstadt aus genormten Bungalows, errichtet neben einem Asteroidenkrater. Die „Junior Star Gazers“, junge Erfinder, die vom U.S.-Militär ausgezeichnet werden, beziehen in der seltsamen Siedlung Quartier. Die introvertierten Teenager kommen in Begleitung ihrer Erziehungsberechtigten, die mit eigenen Dämonen kämpfen. Da ist zum Beispiel Augie Steinbeck (Jason Schwartzman), ein Ex-Kriegsfotograf. Er ist seit geraumer Zeit Witwer, brachte es aber bislang nicht übers Herz, seinen Sohn Woodrow alias „Brainiac“ (Jake Ryan) über den Tod der Mutter in Kenntnis zu setzen.

Augie knüpft zarte Bande zu seiner Bungalow-Nachbarin, der Schauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson). Die ist auf suizidgefährdete Schönheiten spezialisiert und geht auch im Alltag in dieser Rolle auf. Zeitgleich erwachen auch in Woodrow zärtliche Gefühle für Midges Tochter Dinah (Grace Edwards). Die beginnenden Romanzen werden immer wieder durch den Lärm von Atomtests gestört. Dann wackelt die durchdesignte Welt und unweit des Camps erblühen formschöne Anderson-Atompilze. Als dann auch noch ein Alien landet, um den kosmischen Gesteinsbrocken, der einst den Krater schlug, wieder einzusammeln, verhängt das Militär einen strengen Lockdown.

Ordnungswahn

Angesichts von all dem Chaos erscheint der alle Bereiche des Films überziehende Ordnungswahn des Regisseurs (sämtliche Szenen werden via Zwischentitel durchnummeriert) als Sinnbild der Sehnsucht nach Kontrolle in turbulenten Zeiten. Verunsichert und überfordert durch die Unabwägbarkeit des Daseins umgibt sich der Mensch mit hübschen Dingen und klammert sich an zwanghaftes Aufräumen, Ordnen und Katalogisieren.

„Asteroid City“, Regie: Wes Anderson. Mit Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks. 104 Min. Ab dem 15. Juni 2023 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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