SZENE HAMBURG: Susan Zetzmann, seit wenigen Wochen sind Sie neue Bäderland-Geschäftsführerin – und bereits voll in einem Arbeitsalltag angekommen oder noch in der Kennenlernphase?
Susan Zetzmann: Beides trifft es ganz gut. Ich bin tatsächlich mitten im Arbeitsalltag angekommen, weil das operative Geschäft in einem Unternehmen wie Bäderland natürlich nicht pausiert. Gleichzeitig befinde ich mich in einer intensiven Kennenlernphase – ich möchte die Menschen, die Prozesse und die Besonderheiten jedes einzelnen Standorts wirklich verstehen. Das bedeutet viele Gespräche mit den Teams vor Ort, aber auch die direkte Begegnung mit unseren Gästen. Mir ist wichtig, das Unternehmen nicht nur aus der Vogelperspektive zu betrachten, sondern wirklich „im Wasser“ zu bleiben – im übertragenen wie im wörtlichen Sinne.
Liest man Ihre Vita, möchte man meinen: Anforderungsprofil für einen Bäderland-Chefinnen-Posten mehr als erfüllt. Ihr Großvater war Schwimmmeister, Sie bereits als Kleinkind Freibad-Dauergast. Es folgten DLRG und Schwimmsport als Jugendliche. Auch einen Tauchschein haben Sie gemacht. Dann: Ausbildung als Fachangestellte für Bäderbetriebe. Bädermanagement in zwei Städten. Scheint, als könnten Sie gar nicht ohne das Geschehen in und rund ums Schwimmbecken.
Bei der Vorgeschichte ist es kein Wunder, dass es so wahrgenommen wird. Wasser war tatsächlich immer mein Element – beruflich und privat. Für mich ist es nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern ein Lebensraum. Ich habe früh erlebt, welche Bedeutung Bäder für Menschen haben: als Orte der Erholung, der Gesundheit, der Gemeinschaft. Deshalb ist es für mich eine Herzensangelegenheit, diese Einrichtungen zu gestalten und weiterzuentwickeln. Ich sehe mich nicht als klassische „Managerin“, sondern als Teil eines Teams, das Freude und Sicherheit am Wasser ermöglicht.
Bäderland als zukunftsträchtige Institution
In wie vielen von den 25 Bäderland-Betrieben waren Sie bereits zu Besuch und womöglich auch im Wasser?
Ich habe mir vorgenommen, in den ersten drei Monaten jeden Standort persönlich zu besuchen. Aktuell bin ich bei etwa der Hälfte angekommen – und ja, wann immer es möglich ist, gehe ich auch ins Wasser. Für mich gehört es einfach dazu, das Bad nicht nur von der Tribüne oder dem Büro aus zu erleben, sondern auch aus der Perspektive unserer Badegäste. Das ist manchmal die ehrlichste Art, herauszufinden, wo wir richtig gut sind – oder wo es gelegentlich noch hakt.
Wann immer es möglich ist, gehe ich auch ins Wasser
Susan Zetzmann
Mit seinen vielen Standorten sowie 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist Bäderland ein echter XXL-Arbeitskosmos mit sicherlich vielen Herausforderungen als Geschäftsführerin. Was sehen Sie für die nahe und ferne Zukunft als Ihre wichtigsten Aufgaben?
Bäderland ist sehr gut aufgestellt, das macht den Einstieg einfach, auch wenn es aufgrund der Größe natürlich sehr viele und vielfältige Themen sind, die wir hier bearbeiten. Herausfordernd wird insbesondere die künftige Personalgewinnung sein.
Wir spüren den demografischen Wandel mit voller Macht auf uns zukommen. Daher ist es mir wichtig zu verdeutlichen, dass wir ein top Arbeitgeber mit mehreren spannenden und zukunftsträchtigen Berufsbildern sind. Ich weiß ja aus erster Hand, dass die Mischung aus rettungsschwimmerischer Tätigkeit, Technik und Servicequalität sehr erfüllend und wichtig ist. Gleichzeitig müssen wir uns aber auch strategischen Zukunftsthemen widmen: Wie bleiben wir als kommunales Unternehmen attraktiv für Gäste, die inzwischen vielfältige Freizeitangebote vergleichen und alle zunehmend individuelle Erwartungen an einen Schwimmbadbesuch haben. Ich nenne nur mal den Konflikt zwischen Bahnenschwimmen und Planschen. Außerdem ist Nachhaltigkeit ein großes Thema – sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich.
Hamburg will bis 2040 klimaneutral werden und zu diesem Ziel stehen wir als Badbetreiber ebenfalls. Wie das wirtschaftlich vertretbar gelingen kann, wird uns intensiv beschäftigen. Und nicht zuletzt: das Thema Schwimmausbildung. In Hamburg lernen so viele Kinder wie noch nie schwimmen. Das ist erst mal eine hervorragende Ausgangssituation, die wir natürlich der komprimierten Großstadtlage auch als Bundesland verdanken. Wir sehen aber, dass es eine gesellschaftliche Herausforderung bleibt, hier auch die Mitmenschen anderer Kulturen und Religionen mitzunehmen, Eltern ihre Verantwortung für die Schwimmausbildung ihrer Kinder bewusst zu machen und natürlich auch unsere Kapazitäten dafür stetig angemessen aufzustellen. Das wird für mich immer eine zentrale Aufgabe bleiben.
KI im Bäderland

Ihr Vorgänger, Dirk Schumaier, hat sich speziell der Digitalisierung gewidmet, darunter fiel auch der Einsatz von KI. Knüpfen Sie daran an?
Digitalisierung ist ja nur ein Aspekt, den Herr Schumaier in seiner Zeit auf den Weg gebracht hat. Viel wichtiger war die durchgängige Modernisierung des Bädernetzwerkes samt Erweiterungen und zahlreicher Neubauten. Das ist in dieser Dimension eine einzigartige Leistung in der deutschen Bäderbranche, das kann ich von außen gut – und ein wenig neidisch – beurteilen.
In Bezug auf Digitalisierung: Das ist kein abgeschlossenes Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Wir werden an den begonnenen Initiativen anknüpfen und diese weiterentwickeln. Besonders spannend finde ich den Einsatz von KI in der Wasseraufsicht, ein wichtiges Hilfsmittel für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ein Sicherheitsgewinn für unsere Gäste. Auch im Bereich Anlagensteuerung und Energieeffizienz findet unsere Fachabteilung KI sehr spannend. Für mich ist aber wichtig: Digitalisierung darf nie Selbstzweck sein. Sie muss immer einen konkreten Mehrwert haben. Entweder in Form von Sicherheit für unsere Gäste, Vereinfachungen für unsere Teams oder Effizienzgewinne in Bezug auf Energie, Verbräuche oder Ressourceneinsparungen.
Besonders spannend finde ich den Einsatz von KI in der Wasseraufsicht
Susan Zetzmann
Kurzer Ausblick: Dirk Schumaier war 13 Jahre im Amt. Können Sie sich eine ähnlich lange oder gar längere Beschäftigung bei Bäderland vorstellen? Und wie ist Ihr Wunschbild des Bäder-Ensembles 2028?
Ich habe mich bewusst für Bäderland entschieden, weil ich hier langfristig etwas gestalten möchte. Ob es 13 Jahre werden, wird die Zukunft zeigen – aber ich denke in klaren Entwicklungsschritten, nicht in kurzen Projekten. Mein Wunschbild für 2028: Bäderland ist dann weiterhin ein innovatives und sehr gut aufgestelltes Bäderunternehmen, das moderne und nachhaltige Bäderlandschaften für all unsere Gäste anbietet – vom Kleinkind mit Spiel, Wassergewöhnung und Schwimmenlernen über Familien bis Senioren; vom individuellen Interesse etwas für die Gesundheit zu tun bis hin zu organisiertem Vereinssport. Mit der Fertigstellung unseres Midsommerland-Projektes voraussichtlich Ende 2027, Anfang 2028, werden wir das zeigen und an die Erfolge der Alsterschwimmhalle anknüpfen. Wir sind außerdem ein moderner Arbeitgeber, der die Herausforderungen von analoger Vor-Ort-Arbeit und individuellen und veränderten Arbeits- und Vergütungserwartungen von Beschäftigten und Bewerbern meistern kann. Und wir haben wichtige Schritte zur noch besseren Schwimmlernversorgung für Kinder geschafft, insbesondere im Bereich von Kleinkindern und Wassergewöhnung, indem wir Eltern noch mehr dabei unterstützen und in diese Aufgabe einbinden und indem wir auch Kitas die notwendigen Kompetenzen beibringen.