SZENE HAMBURG: Marco, wie lief eure Eröffnungsparty?
Marco Franke: Unser Opening war ganz fantastisch. Das haben wir mit Freunden, Familie und unseren Stammgästen vor der Sternbrücke begangen. Besonders beeindruckend waren unsere beiden Mütter, die bis tief in die Nacht zu Electro-Musik gefeiert haben.
Wie ist die Beat Boutique entstanden?
Jurij gründete und betrieb vorher die Astra Stube an der Sternbrücke und die Egal Bar im Karoviertel. Ich komme aus der Systemgastronomie und war jahrelang Barkeeper. Übernommen haben wir den kleinen Laden an der Sternbrücke im Herbst 2016. Das Konzept einer cozy Bar mit DJ-Platz ergab sich durch die vorherige Nutzung. Es gab bei der Übernahme schon einen ausgebauten Platz für ein DJ-Pult. So erweiterten wir unser eigentliches reines Barkonzept auf eine Musik-Bar mit dem Charme einer eskalierenden WG-Party.
Besonders beeindruckend waren unsere beiden Mütter, die bis tief in die Nacht zu Electro-Musik gefeiert haben
Marco Franke
Und der Name?
Ich habe eine ausgeprägte Schwäche für Alliterationen, zum Glück konnte ich Jurij damit überzeugen.
Von Neuanfängen und einem Standortwechsel der Beat Boutique
Warum habt ihr euch für den Umzug in die Bahnkasematten an den Deichtorhallen entschieden?
Die Lage ist wahnsinnig spannend. Wir befinden uns mitten in der City und dennoch muss sich dieses Quartier erst noch entwickeln. Wo findet man etwas Ähnliches in Hamburg? Hier kann ein ganz großartiges, buntes Viertel entstehen, wobei die Beat Boutique und das Fubu (Anm. d. Red.: Fundbureau) erst nur der Anfang sind. Wir sind uns sicher, dass die Altländer Straße und die Oberhafenbrücke in Zukunft hamburgweit bekannt sein werden, als heißester Spot zum Feiern und Ausgehen.
Nimmt Hamburgs Ausgeh-Szene den neuen Standort schon wahr?
Ja, wir spüren da schon ein starkes Interesse. Verständlicherweise, da in den letzten Jahren Läden eher schließen mussten. Die Möglichkeiten zum Ausgehen wurden immer weniger. Endlich entsteht mal wieder etwas Neues. Jetzt muss sich das Viertel noch in den Köpfen als Place to Be festsetzen. Dafür braucht man etwas Geduld, da eine gewisse kritische Menge an Menschen erreicht werden muss, die hier schöne Erlebnisse und Partys haben und wiederkommen möchten. Aber für diese Erlebnisse arbeiten wir jedes Wochenende.
Wie konntet ihr die Übergangszeit überstehen?
Corona dauerte zwei Jahre. Da war diese Übergangszeit jetzt keine Herausforderung mehr.
Bekommt ihr Förderungen?
Die Stadt erkannte, dass durch den Abriss der Sternbrücke der Verlust von fünf Clubs gleichzeitig drohte. Dieser kulturelle Kahlschlag sollte abgefangen werden. So wurde dieses Projekt behördenübergreifend zusammen mit der Sprinkenhof AG in einer beeindruckenden Geschwindigkeit entwickelt und umgesetzt. In kürzester Zeit wurde ein absoluter Rohbau in zwei Räumlichkeiten verwandelt, in die professionelle Club einziehen konnten. Dieses Engagement für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Hamburger Kulturszene war wirklich beeindruckend und ist eine Förderung, die uns in ihrem Ausmaß und Einsatz komplett positiv überrascht hat.
Das neue Programm der Beat Boutique
Was sind die größten Veränderungen zum alten Laden?
Die größte Veränderung ist ganz eindeutig, dass wir uns nicht mehr nur um die Weiterentwicklung unseres Ladens kümmern müssen, sondern nun auch eine ganz neue Ausgehmeile mitentwickeln. Die Vorstellung, dass wir und das Fubu hier am Anfang einer Entwicklung stehen, die letztlich zu einem festen Bestandteil der Hamburger Ausgehkultur führen wird, wie es heute die Schanze ist oder früher die Sternbrücke war, das ist schon ein sehr aufregender Gedanke. Für dieses Abenteuer sind wir sehr dankbar.
Habt ihr eure programmatische Ausrichtung angepasst?
Ja, unser Profil hat sich noch etwas verschärft. Die neue Beat Boutique ist ein House Club in allen Facetten, von Minimal bis Gib ihm. House Music war uns in Hamburg zu sehr unterrepräsentiert. Das hat uns schon verwundert, da diese Musik so leicht, sexy und energetisch ist und sich perfekt zum Feiern eignet.
Die Stadt erkannte, dass durch den Abriss der Sternbrücke der Verlust von fünf Clubs gleichzeitig drohte
Marco Franke
Mit welchen Veranstaltenden arbeitet ihr zusammen?
Wir arbeiten mit jungen DJ-Kollektiven, wie Onboardcrew oder Groove District zusammen. Deren Kreativität und musikalische Qualität uns wirklich überzeugt haben. Aber natürlich sprechen wir auch mit Veranstaltern, die einmalig eine Location für ihre Party oder Partyreihe suchen und den Laden interessant finden.
Wer sind eure Resident-DJs?
Wir haben einige unser beliebtesten DJs mit in den neuen Club quatschen können, darunter Murks, unseren Experten für Disco und Nu Disco, Sabi Ahadi von SounDate, S.A.K.I. (Fun da Mental House), Bonjessu von Incognito und Lennart Jakobs von Haeven.
Große Pläne für die Zukunft
Könnt ihr euch neben Musik- auch andere kulturelle Veranstaltungen vorstellen?
Oh, natürlich. Wir haben einen tollen Raum, der ein beeindruckendes Flair bietet. Da wären innerhalb der Woche viele Möglichkeiten zur Sondernutzung. Ob Podiumsdiskussionen, Fotoshootings, Firmenveranstaltungen oder kulturelle Events, da können wir uns einiges vorstellen.
Eure direkte Nachbarin ist das Fundbureau. Plant ihr auch Dinge zusammen?
Wir stehen mit dem Fundbureau in einem guten nachbarschaftlichen Kontakt. Wir unterstützen uns gegenseitig und tauschen uns regelmäßig aus. Wir haben beide dasselbe Ziel: Die Altländer Straße als neues Ausgeh-Epizentrum zu etablieren. Natürlich haben wir da auch schon Ideen für Events, die wir zusammen umsetzen können. Aber das sollen noch Überraschungen bleiben.
Wir haben einen tollen Raum, der ein beeindruckendes Flair bietet
Marco Franke
Was passiert Silvester bei euch?
Wir machen einen Tag Pause. In diesem Jahr haben wir unsere großen Jahreswechselpartys auf die Wochenenden vor und nach Silvester gelegt. An den Wochenenden sind eh immer die wilderen Partys.
Alle Infos zu Veranstaltungen gibt es auf der Website der Beat Boutique.
Dieses Interview ist zuerst in SZENE HAMBURG 01/2025 erschienen.