Vom Kuhdorf zur Masdar City!
Es ist mal wieder so weit: neues Jahr, frische Perspektiven und schon wieder vorbei. Ja, sie haben es gelesen: Die Gänsemarktpassage hat keine Perspektive, sie wird umgenietet. Dabei erinnere ich mich noch genau daran, wie die nagelneue Shopping Futureworld Passage 1979 eingeweiht wurde. Das Geilste vom Geilsten: Eine Shopping Mall mitten in der City! Crazy!!! Boah! 15.000 Quadratschies Warenglitzer! Konsumieren ohne Reue, kalte Schultern oder nasse Füße! Ich mochte das!
Doch was geht jetzt wieder in Hamburgs Ciddy? Der Gänse-Eumel ist verwelkt? Die alte Lady unter den Passagen ist tatterig und thront auf dem Scheiterhaufen der Geschichte? Ja, genau. Der Gänsemarktpassage droht der Abriss. Ehrlich gesagt, auch ich hatte die letzten 40 Jahre stets gehofft, dass die Überflüssigkeit dieser Passage in die Annalen der Stadt als inhaltsleere Luftakrobatik eingehen wird. Das Ding hatte ja von Anbeginn so etwas von einem abgelaufenen Computerspiel, das sich keiner mehr auf die Möhre laden mag. Das Raumschiff Orion der Shopping Victims, das kalte Ensemble der Moneypennies. Futuristisch gestrig. Schon bei der Geburt einen Bart. Aber, ehrlich gesagt, ich hatte auch gehofft, dass sie der alten Dame endlich wieder Luft einhauchen statt sie vom Asphalt zu kratzen. Der nächste transusige Concept Store mit allem Pipapo? Das ist so 80er. Och nö, echt keinen Bock.
Denn, lieber Herr Chef von der Signa Real Estate Deutschland Timo Herzberg, und lieber Herr Milliardär René Benko, aber auch lieber Herr grüner Michael Osterburg, diese Topadresslage braucht ’ne echte Vision! Nun habe von ihrer innovativen Idee eines Büro- und Geschäftshauses mit neuen interessanten Einzelhandelsangeboten gehört, ganz neue Gastro-Formate und Büros! Boah, wie geil! Das ist ja ganz was Neues und innovativ ist es auch! Ich bin begeistert. Und die Grünen fordern einen relevanten Anteil von Wohnungen! Hammer! Das ist mal ’ne freshe Forderung! Ihr seid richtig zukunftsfest und habt Ideen! Wenn der Bau jetzt noch in Glas, Beton und Metall daherkommt, dann kriegen wir in 40 Jahren ja wieder eine neue Chance auf ein noch fresheres Jubiläum für ein noch innovativeres Gebäude. Ihr seid die Größten! Kompetenz siegt immer!
Leute von heute, kleiner Sidekick in die Weichteile muss wohl mal wieder sein: Ich erwarte von Euch ein ökologisch astreines Passivhaus-Projekt mit partizipativer Nutzung, die zukunftsweisend zumindest auf europäischer Ebene fette Preise einheimst, weil sie Dinge vollkommen ANDERS plant, NACHHALTIG umsetzt und den Bestand schützt. Ein Konzept, das seinen eigenen Strom produziert, klimaneutrale Produkte, Aktionen, Architektur umsetzt und edukativ, sozial, kulturell und politisch bildet, investiert und handelt. Ich erwarte ein saniertes Gebäude, das den Charme der späten 70er Jahre mitnimmt und ein Team, das nicht auf dem gleichen Niveau wie Paderborn oder Gütersloh entwickelt, sondern Zukunft schafft für Mensch und Biene. Ich erwarte einen HAMMER, Freunde! Deshalb macht mal eure 3D-Drucker aus und denkt in klimaneutralen Tropicalia Dimensionen, baut ein energie-positives Areal, begrünte Dächer und Vertikalfarmen, ein Haus, besser als Masdar City. Dieses weltbekannte Öko-Labor könnte zumindest ideell ab heute eure Latte sein. Denn don’t forget: Einkaufen tut hier bald eh keiner mehr in der City, Supermärkte waren gestern und Drohnen sind der Shit! Baut ökologisch verträgliche Smart Buildings, aber mit Erinnerung! Konzepte dürfen eingereicht werden unter: www.signa.at/de/unternehmen/beirat/rene-benko/ – Have fun!
Who the fuck is…
Andrea Rothaug ist eine musikalische Raumsonde mit Hang zum Wort, Kulturmanagerin, Autorin, Dozentin, Veranstalterin, Präsidentin. Was diese Frau so alles treibt, erfahren Sie unter www.andrearothaug.de
Diese Topliste stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Februar 2019. Das Magazin ist seit dem 26. Januar 2019 im Handel und zeitlos im Online Shop oder als ePaper erhältlich!