Hamburg will Musikstadt sein, dann bitte konsequent!
Ja, so kennen wir Euch, ihr Anwälte, Ärztinnen und Kontorhaushocker. Ihr gelackmeierten Brüder und schönstudierten Schwestern. Schon bei Tagesanbruch müsst ihr eure teuren Ferragamos über lallende Barden nötigen, um die geliebte Schreibstube zu erreichen. In der Mittagspause: Kongas & Keyboards from all around the world. Zum Coffetogo: Spießrutenlauf in Spazierstocknähe durch den musikalisch versifftesten aller Instrumentenparks: die Spitalerstraße. Gar nicht spacey.
Überall musikalische Dillettanten und klampfende Hobbybarden, die alle 30 Minuten 150 Meter weiterziehen und doch jedem denselben Takt blasen. Und am Abend? Oh je, verlauste Akkordeonisten ohne Abschluss rücken euch mit dem immer gleichen Lied auf die gekürte Pelle. Auf Matrosen – ohe! Einmal muss es vorbei sein. Spitalerstraße, Rathausmarkt und Alsterarkaden, das sind doch keine Spielwiesen, das sind no-go-Areale.
Aber Moment einmal… Wieso statt gefordertem Verbot nicht avantgardistische go-go Areale unserer Freien und Musikstadt Hamburg? Wieso nicht eine Idee für alle? Musik hat einen Wert.
Inspiration. Komposition. Elbvieh. Eigentlich schön, oder? Was für eine Vision, ihr Anwälte, Ärztinnen und Kontorhaushocker: Demo in Hamburg als first Ciddy of Rock. Banker und Klampfbarden Arm in Arm. Mopsrocker, Panflötisten und Dougletten beim Einsingen in der Haspa Schalterhalle. Der Chor der achtziger, siebziger, sechziger und falschen Fuffziger, vielleicht noch ne Prise Klassik im Späti oder doch im Elbvieh, da glitzert es so schön?
Ich sage ja, denn eure Umsatzeinbußen, Nervenkostüme und Tinniti sind eure Privatsache.
Die öffentlichen Plätze auf denen wir lustwandeln, sind Allgemeingut. Hamburg will Musikstadt sein und damit habt auch ihr den musikalischen Auftrag: „Support your local artist!“ Wir alle machen das gerade. Jeder hier, außer ihr! Stattdessen wollt ihr den inspirierenden raum- und mittellosen Künstlern den Mund verbieten?
Seid ihr echt so fantasielos oder ist nur ein PR Gag? Zwischen Grundeinkommen, Swing-Penny, Offenheit, Liebe und Humor gibt es ca. hundert geile Lösungen ohne Verbot, die den bedrohten Raum Spitalerstraße vor der kulturellen Verarmung retten. Lasst dieser Straße und mit ihr den Künstlern ihre Identität, sonst findet eure räudige Brut ihre Antworten auf die kulturelle Armut im Land bald nicht mehr auf dem Weinberg, sondern nur noch im Sturmgewehr. Aber dann seid ihr selber schuld.
Eure Raumsonde
Who the fuck is…
Andrea Rothaug ist eine musikalische Raumsonde mit Hang zum Wort, Kulturmanagerin, Autorin, Dozentin, Veranstalterin, Präsidentin. Was diese Frau so alles treibt, erfahren Sie auf Ihrer Website