Sie mögen das Monument Westwerk, den schrödeligen Elbtunnel oder die Adolf-Jäger Kampfbahn? Dann geht es Ihnen wie mir. Egal, ob Kunst klein, Treppen schief oder Stadien verlebt sind: Es sind Denkmäler, die uns lebendige Geschichte und Erinnerung sind. Ich besuche und begreife sie als Teil meiner Ciddy-Identität und weltoffene, für jeden zugängliche Orte. Und genau so steht’s mit den Hamburger Brücken. Mmmmhh, Brücken, Love it 1.0!
Schon Oma Emma prahlte: „Hamburch hett mehr Brüggen as Venedich!“ Nailed it, Oma! Hamburg ist Brücken-Ciddy und steht mit 2.500 Brücken als brückenreichste Stadt Europas sogar im Guinness Buch der Rekördchens. Ob Poggenmühlenbrücke, Brooksbrücke oder Jungfernbrücke – sie alle sind schön, stark und zweckmäßig. Dabei sind die Hafenbrücken, über die wir per Bahn, zu Fuß, mit Rad oder Auto stilvoll die andere Elbseite, ihre Anleger oder Häfen erobern, besonders heiß. Die 300 Meter langen Norderelbbrücken wurden sogar zum Wahrzeichen von Hamburg. Love it 2.0!
Meine persönliche Amour gilt den Brücken mit dem sogenannten „Deutschen Bogen“ (das sind diese Fachwerkbogenträger mit dem eleganten Zugband). Sie sind typisch für die ollen Großbrücken, die supertief in die elbliche Flusssohle gerammt wurden und astrein einfach alles überstehen werden, den gesamten Klimawandel inklusive. Die Ratten des Brückenvolks sozusagen. Geilerweise stehen hier in Hamburg die einzigen Deutschen Bögen mit zwei Geschossen. Wahnsinn! Denkmalpflegende auf der ganzen Welt messen dem denkmalgeschützten Brückenensemble mit der Freihafen-Elbbrücke eine nationale, historische Bedeutung bei. Love it 3.0!
Und nun, ihr Brückennarren, Brückenschützende und Brücken: Achtung, Hamburger Hammer! Die dösige Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) will die Freihafen-Elbbrücke an der letzten Haltestelle der U4 abreißen und durch einen schepperigen Neubau ersetzen. Wenn ich das schon höre! Neubau! Dabei eignet sich gerade diese Elbbrücke für den ewigen Erhalt, denn sie ist extrem solide ausgeführt. Ein fetter Stahlbau, der Stadtutopien zulässt. Mit einem öffentlichen Planungswettbewerb, könnte die Freihafen-Elbbrücke sogar zu einem weltweit beneideten Hotspot werden, zudem wäre eine amtliche Sanierung der Elbbrücke weit günstiger als ihr Neubau. Doch die HPA bimmelt das Ende des seeschifftiefen Hamburger Hafens ein und droht dem ältesten Bauwerk des Ensembles mit der Abrissbirne. Tschaui, Brücke, heißt es wieder mal in Hamburg! Verarscht, rasiert, gekillt.
Und so sprechen wir hier von einer ernsten Brückenkrise in dieser Stadt, denn, wenn wir annehmen, dass ein privater Unternehmer ein öffentliches Gebäude abreißt, das wäre ja illegal. Das würde ja die HPA von arroganten rücksichtslosen Aufschneidern zu kleingeistigen Unsympathen machen. Dann handelt ja die HPA gegen unseren Willen. Sie mähen sozusagen um, was ihnen im Weg steht. Das darf doch nicht wahr sein. Liebe HPA – diese Stadt gehört euch nicht! Unsere Erinnerung gehört euch nicht! Stattdessen muss Hamburgs Headquarter und damit auch die HPA eine ordentliche Sanierung des gesamten Ensembles abliefern und die Einhaltung ihres eigenen Denkmalschutzes umsetzen. Und zwar zackig! Never forget: Wir sehen euch!
Eure Raumsonde
Andrea
Who the fuck is…
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