Filmkritik: „Bird“

Mit „Bird“ ist Regisseurin Andrea Arnold einer der originellsten und magischsten Coming-of-Age-Filme seit Langem gelungen – mit strahlenden Szenen, die flüchtige Momente zu besonderen werden lassen
Lebt in „Bird“ mit seinen beiden Kindern in einem besetzten Haus: Bug (Barry Keoghan) (©House Bird Limited Robbie Ryan)
Läuft am 20. Februar 2025 im Kino an: „Bird“ (©MFA Film)

Es gehört mittlerweile fast schon zum guten Ton, Regisseurin Andrea Arnold und ihre Spielfilme („American Honey“, „Fish Tank“, „Red Road“) in den Hauptwettbewerb um die Goldene Palme nach Cannes einzuladen. Mit dem Coming-of-Age-Film „Bird“ war die britische Filmemacherin nun zum vierten Mal dort vertreten. Das Sozialdrama zeigt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in prekären Verhältnissen, ohne zu belehren oder auf sie herabzuschauen. Stattdessen ist der Blick so voller Empathie, die vermutlich nur eine Person aufbringen kann, deren Biografie Parallelen zu dieser Lebenswelt aufweist. Denn Arnold wuchs selbst in einer Sozialsiedlung auf und musste früh Verantwortung für sich und ihre jüngeren Geschwister übernehmen – so wie ihre junge Protagonistin in „Bird“.

Die zwölfjährige Bailey (Nykiya Adams) lebt mit ihrem Vater Bug (Barry Keoghan) und ihrem Halbbruder Hunter (Jason Buda) in einem besetzten Haus in der südenglischen Hafenstadt Gravesend. Mit ihrem chronisch überforderten und impulsiven Erzeuger, der selbst noch nicht wirklich erwachsen ist, gerät sie häufig aneinander. Etwa wenn Bug beschließt, seine neue Freundin Kayleigh (Frankie Box) nach drei Monaten zu heiraten. Das nötige Geld dafür soll eine südamerikanische Kröte liefern, die angeblich halluzinogenen Schleim absondert, den der liebenswerte Chaot als neue Droge verkaufen will. Nach einem Streit streunt Bailey durch die Natur und trifft dabei auf den geheimnisvoll-kauzigen Bird (Franz Rogowski), der ihr hüpfend im Rock entgegenkommt. Der Sonderling wird für das Mädchen nicht nur ein Freund und Helfer, sondern auch Identifikationsfigur.

„Bird“: Viel Empathie für prekäre Verhältnisse 

Zu Andrea Arnolds größten Talenten gehört es, flüchtige Momente zu konservieren, indem sie diese zu etwas Besonderem macht – sei es in Kombination mit dem passenden Song, eindrücklichen Bildern oder originellem Humor. Auch „Bird“ lebt davon: Bailey und Bug, die zusammen auf dem E-Scooter zum dreckig-krawalligen Sound von Fontaines D. C. durch den Ort brettern. Bug und seine Freunde, die schief „Yellow“ von Coldplay für die Kröte singen, um ihre Schleimproduktion anzuregen. Das sind nur zwei von vielen strahlenden Szenen, die zeigen: Die soziale Lage ist prekär, aber die Gemeinschaft ist alles. Einziges Manko: Die Familiengeschichte lässt sich nur holprig mit dem magischen Realismus zusammenführen, der im Laufe des Films immer stärker Einzug hält.

Bird“, Regie: Andrea Arnold. Mit Nykiya Adams, Barry Keoghan, Franz Rogowski. 119 Min. Ab dem 20. Februar 2025 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 02/2025 erschienen. 

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