SZENE HAMBURG: Eloise, Julian und Larissa, wie ist eure NachtlebenVerbindung und was sind eure Aufgaben im clubkinder e. V?
Eloise: Ich bin seit 2014 bei den clubkindern dabei, eit 2015 im Vorstand. Organisiere und plane seit Beginn meiner Tätigkeit sämtliche Events und Formate, bin somit sehr aktiv im Nachtleben. Bis heute bin ich die eine, hauptamtliche Angestellte im Verein, koordiniere die Freiwilligen, organisiere das Backoffice und regle alles, was anfällt.
Julian: Meine Verbindung zum Nachtleben ist das nebenberufliche Dasein als Musiker in der Band „Kill Strings“. Ich sehe meine Aufgabenfelder eher in der Konzeptionierung neuer Projekte und im Netzwerken. Also Ideen in die Welt pusten, wie Seifenblasen, und schauen, wie man diese umsetzen kann. Dabei ist es vor allem wichtig, dass ich mit Larissa und Eloise zwei Kolleginnen im Vorstand habe, die mich immer wieder einfangen und auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
Larissa: Ich bin seit gut drei Jahren bei den clubkindern und war vorher hauptsächlich im Bereich Jugend unterwegs. Tatsächlich bin ich über meine Tätigkeit als Stadtführerin auf dem Kiez dazugekommen. Immer, wenn ich mit einer Tour in die Ritze gegangen bin, bin ich am Unterm Strich vorbeigekommen, habe es gegoogelt und bin so über die Website an Eloise geraten. Ich war ab der ersten Mail verliebt. Ansonsten bin ich in der Tischfußball-Szene in Hamburg noch recht aktiv. Bei den clubkindern werde ich mich zukünftig um die Ehrenamtskoordination und alles rund ums Thema Digitalisierung kümmern.
Sich selbst verwirklichen
Mit welchen Zielen seid ihr als neuer Vorstand angetreten?
Larissa: Menschen die Möglichkeit geben, sich selbst zu verwirklichen, selbstwirksam zu werden und Gutes zu tun. Insbesondere digital die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass sich alle mit Freude beteiligen können. Darüber hinaus ist es mir ein persönliches Anliegen insbesondere bei Events Barrieren abzubauen und jedem Menschen die Möglichkeit zur Teilhabe zu geben.
Eloise: Die Pandemie weiterhin zu meistern, den Verein noch sichtbarer zu machen und das Netzwerk auszubauen. Wir wollen noch mehr eigene, soziale Projekte umsetzen; eine Richtung, in die wir uns schon seit 2019 entwickeln. Wir verstehen uns als Plattform für Menschen, die sich engagieren, eigene Ideen einbringen und selbst aktiv werden möchten. Einer unserer Schwerpunkte ist weiterhin junge Menschen, für das Ehrenamt zu begeistern.
Julian: Ehrenamtliches Engagement sollte so bunt sein wie Hamburg, und jeder Mensch sollte die Möglichkeit bekommen, zu spüren, wie gut es tut, sich für andere Menschen zu engagieren. Insbesondere die jüngere Generation, die die Welt verändern will, und der oftmals leider nicht genügend Gehör und Ressourcen dafür gegeben werden. Ich möchte dafür werben, gewisse Eigenschaften der jüngeren Generation bei uns Erwachsenen zu reaktivieren: Offenheit, Neugier und Mut. Ich habe noch nie ein rassistisches Kleinkind erlebt, was dafür spricht, dass Rassismus nicht in unserer Natur verortet ist, und wir im Kern offene, tolerante Menschen sind.
Tolle Aktionen
Welche Aktionen der vergangenen zehn Jahre sind euch besonders in Erinnerung?
Eloise: Puh, das sind so viele! Ich bin großer Fan unserer Tattoo Events. Unsere Welcome Dinner waren eine tolle Erfahrung und unsere sk8_Art 2020 war ein absolutes Highlight.
Julian: Meine absolute Lieblingsaktion war das ins Leben rufen des Sonnenschein Cafés. Ich kann mich noch genauer erinnern, wie Gülay, ewiges clubkind und Mitgründerin von GoBanyo, dazu aufrief, einen Ort für wohnungslose- und obdachlose Menschen zu schaffen, an dem sie sich aufwärmen und ausruhen können, sowie einfach mal Mensch sein dürfen. Die ersten zwei Wochen, in denen ich täglich beim Aufbau und der Umsetzung geholfen habe, haben mir so viel gegeben. Dort haben wir auch die mobilen Wagen für Obdachlose entworfen und gemeinsam mit Schüler:innen und obdachlosen Menschen gebaut.
Larissa: Für mich war es noch etwas ganz Besonderes die glänzenden Augen bei unseren Farb:Werk Kunstaktionen mit Kindern zu sehen. Aber auch unsere Kickerturniere im Kixx bei denen sich viele Menschen ganz schwerelos kennengelernt haben.
Von Bestehendem profitiert
Wie hat die Pandemie die Arbeit der clubkinder verändert?
Eloise: Uns fehlen Räume, in denen wir analog zusammenkommen können. Alle Veranstaltungen mit Publikum mussten wir absagen, was uns Sichtbarkeit kostet. Wir haben aber Glück und hatten auch vor der Pandemie schon eine digitale Struktur. Außerdem haben wir eigene Projekte aufgezogen, um Menschen, welche die Pandemie am schwersten getroffen hat, zu helfen. So konnten wir unser Sonnenschein Café in Altona größtenteils geöffnet lassen oder haben Kindern und Jugendlichen mit unserer KunstKladde Abwechslung nach Hause geschickt.
Julian: Wir haben uns nicht unterkriegen lassen und so schöne Projekte auf den Weg gebracht, wie etwa die KlangVisite, bei der beschäftigungslose Musiker:innen aus Hamburg für einsame Senior:innen spielten.
Eloise: Aktuell arbeiten wir hinter den Kulissen stark an unserer Zusammenarbeit mit Hamburger Schulen. Auch im kreativen Bereich brodelt es. Sobald wir dürfen und die Pandemielage es zulässt, möchten wir unsere Reihen wie zum Beispiel den Comicslam wieder aufleben lassen.
Es geht immer weiter
Wie können sich Leute bei euch beteiligen?
Julian: Das Sonnenschein Café hat weiterhin geöffnet und lädt dazu ein, nette Bekanntschaften zu schließen, Kaffee zu trinken und leckeren Kuchen zu essen! Jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr in der Kleine Rainstraße 11 in Altona. Dort kann man sich auch super ehrenamtlich engagieren und wir freuen uns über alle, die dort mit anpacken!
Larissa: Oder einfach eine Mail über die Website schicken, sich über Social Media melden oder bei unseren Events vorbeikommen und Teil der clubkinder werden!
Wird es mit dem Spenden-Club Unterm Strich irgendwann weitergehen?
Eloise: Der ist weiterhin da und wird auch bespielt, sobald dies für uns wirtschaftlich wieder möglich ist. Letztes Jahr haben wir immerhin zwei Partys der hoodkinder ausrichten können, was uns sehr gefreut hat. 2022 werden wir unsere eigenen Formate auch vermehrt Unterm Strich ausrichten.
„Lieber etwas herunterfahren und Leben schützen“
Waren Spendensammlungen in Pandemiezeiten überhaupt möglich?
Larissa: Ja, auf jeden Fall, wir mussten uns dafür neu erfinden. Unsere sk8_Art war eines unserer größten Projekte in den letzten Monaten. Dabei haben bekannte Künstler:innen Skatedecks neugestaltet. Diese wurden bei einer wundervollen Ausstellung in der Galerie Pfund und Dollar gezeigt.
Eloise: Wir hatten Glück und wissen seit 2020 auch die Klaus und Lore Rating Stiftung als Unterstützerin an unserer Seite. Außerdem haben wir ein sehr lebendiges Netzwerk und freuen uns sehr über den finanziellen und auch alles weitere an Support.
Wie steht ihr zu den aktuellen Corona-Maßnahmen der Politik?
Eloise: Wir als Verein möchten dazu beitragen, dass wir diese Pandemie mit möglichst wenig Schaden überstehen. Daher halten wir uns an alle Vorgaben und berücksichtigen bei unseren momentan nur wenigen Aktionen diese Maßnahmen. Wir freuen uns schon sehr darauf, wenn entspannte Gemeinsamkeit und Miteinander wieder möglich sind. Damit wir da wieder hinkommen, sind gewisse Einschränkungen leider notwendig.
Julian: Es ist natürlich schade, um all die Events, die nicht mehr stattfinden können, aber lieber etwas herunterfahren und Leben schützen, als unnötige Risiken einzugehen.
SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Februar 2022. Das Magazin ist seit dem 29.Januar 2022 im Handel und auch imOnline Shop oder als ePaper erhältlich!