Filmkritik: „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“

„Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ basiert auf wahren Begebenheiten. Ein Drama über einen idealistischen Lehrer und der Suche nach einer Familiengeschichte 
Antoni Benaiges (Enric Auquer) als Tanzlehrer mit seiner Schulklasse (©Filmax _24_Bilder) 

Der Kontrast könnte nicht größer sein: Eine schweigsame, in sich gekehrte junge Frau besucht ihren im Rollstuhl sitzenden Großvater in einem Seniorenheim an der katalanischen Küste. Nach mehreren Schlaganfällen kommuniziert er nur noch über Gesten und Blicke. Wortkarg auch die Unterhaltung zwischen der Tochter und ihrer ebenfalls anwesenden Mutter. Dagegen ein aufgeschlossener, fröhlicher junger Mann, voller Energie und Enthusiasmus, der Mitte der Dreißigerjahre als Lehrer in ein abgelegenes Dorf bei Borgos kommt. Nur wenige Monate später wird er Francos Faschisten zum Opfer fallen. Was diese beiden Menschen, die junge Frau Ariadna (Laia Costa) im Jahr 2010 und den Lehrer Antoni (großartig: Enric Auquer) unmittelbar vor Beginn des Spanischen Bürgerkrieges, verbindet, davon erzählt Patricia Fonts zart komponiertes und bei aller Grausamkeit fast verstörend schönes Drama.

„Der Lehrer, der uns das Meer versprach“: Über Sprachlosigkeit in Familien

„Der Lehrer, der uns das Meer versprach“: Seit dem 6. Februar 2025 im Kino (©Filmax _24_Bilder) 

Denn Ariadnas Großvater Carlos war einst ein Schüler Antonis. Der lehrte den rebellischen Jungen nicht nur das Schreiben und Denken, sondern nahm ihn in seinem bescheidenen Heim auf. Carlos’ Vater war da längst in Gefangenschaft. Doch dieser Antoni eckt mit seinen unkonventionellen Lehrmethoden in dem katholisch-konservativen Dorf an – und eröffnet den Kindern dadurch eine neue Welt.

Als 75 Jahre später zahlreiche Massengräber in der Region entdeckt werden und Ariadnas Familie darüber informiert wird, begibt sie sich auf die Suche nach ihrer Familiengeschichte. Nie hat der Großvater über seine traumatisierende und zugleich beglückende Kindheit gesprochen. Es ist ein Film über die Sprachlosigkeit in Familien, über vererbte Traumata und ein schreckliches Kapitel in der spanischen Geschichte. Es ist aber auch die Geschichte eines mutigen Mannes, der mit seinem unerschütterlichen Idealismus gegen alle Widerstände die Welt im Kleinen zu einem besseren Ort macht und Kinder auf ihrem Weg dorthin begleitet. Basierend auf wahren Begebenheiten und immer wieder in Rückblicken erkundet Regisseurin Patricia Font mit ihrer Protagonistin die Vergangenheit – und wie sie in der Gegenwart nachwirkt. Ein ergreifend schöner Film ohne jeden Kitsch.

Der Lehrer, der uns das Meer versprach“, Regie: Patricia Font. Mit Enric Auquer, Laia Costa, Luisa Gavasa, Rámon Agirre, Gael Apricio, 105 Min. Ab dem 6. Februar 2025 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 02/2025 erschienen. 

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