Filmkritik: „Die Saat des heiligen Feigenbaums“

Zwischen Politikum und Paranoia: „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ ist ein bedrückendes Drama über das autokratische Regime und die anhaltenden Proteste in Iran
Nimm eine Waffe in die Hände und es ist der Anfang vom Ende: „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ (©Alamode Film)

Schon lange vor der Veröffentlichung entwickelte sich „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ zum Politikum. Regisseur Mohammad Rasoulof konnte einer mehrjährigen Haftstrafe nur durch eine spektakuläre Flucht aus seinem Heimatland Iran entkommen. Eines seiner ersten Ziele danach: der rote Teppich in Cannes, wo die deutsche Co-Produktion als Favorit für die Goldene Palme 2024 gehandelt wurde, sie am Ende jedoch nicht gewann. Eine neue Chance gibt es vielleicht im Jahr 2025: Das Polit- und Familiendrama geht als deutsche Oscar-Hoffnung für den besten internationalen Film ins Rennen und steht auf der Shortlist. Gedreht wurde aber in Iran, heimlich und unter erschwerten Bedingungen.

Der Film spielt sich in großen Teilen in der Wohnung einer Familie in Teheran ab. Iman (Misagh Zarah) wurde gerade zum Ermittlungsrichter am Revolutionsgericht befördert, was seine Frau Najmeh (Soheila Golestani) auf eine größere Wohnung hoffen lässt. Für die Töchter Rezvan (Mahsa Rostami) und Sana (Setareh Maleki) bedeutet die neue Position des Vaters jedoch mehr Einschränkungen. Sie müssen darauf achten, wen sie treffen, sollen sich unauffällig verhalten. Anders als die strenggläubigen Eltern wachsen die beiden aber mit Smartphones und Social Media auf. Als die Proteste im Land nach dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini aufflammen, sympathisieren die jungen Frauen mit den Demonstrierenden. Spannungen in der Familie sind vorprogrammiert, zumal Iman immer paranoider und misstrauischer wird. Eines Tages verschwindet seine Dienstwaffe und die Lage spitzt sich zu …

„Die Saat des heiligen Feigenbaums“: Deutscher Oscar-Beitrag

Kommt am 26. Dezember 2024 in die Kinos: „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ (©Alamode Film)

„Die Saat des heiligen Feigenbaums“ ist ein eindrucksvoller, mutiger und wichtiger Film, der schonungslos die Praktiken des iranischen Staatsapparats samt seiner Verhörmethoden vor Augen führt. Die entsättigten Bilder erzeugen ein Gefühl der Beklemmung, insbesondere, wenn Iman den dunklen Flur zu seinem Büro am Revolutionsgericht entlanggeht, den Pappaufsteller von staatstreuen Beamten säumen. Das Unbehagen nimmt zu durch die Montage echter Videos der brutal niedergeschlagenen Proteste aus den sozialen Medien. Im letzten Drittel jedoch richtet der Film seinen Fokus verstärkt auf den Familienkonflikt – und hat hier seine Längen, da beim Finale keine richtige Spannung aufkommen will. Tröstlich sind die Bilder am Ende, wieder echtes Videomaterial: Dieses Mal sind Demonstrierende zu sehen, die aufbegehren, teilweise sogar triumphieren.

Die Saat des heiligen Feigenbaums“, Regie: Mohammad Rasoulof. Mit: Misagh Zareh, Mahsa Rostami, Setareh Maleki, Soheila Golestani. 167 Min. Ab dem 26. Dezember 2024 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in hamburg:pur 12/2024 erschienen. 

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