Ein Herz für Großstadtbienen

Beesharing: Immer mehr Städter begeistern sich fürs Imkern und wirken dem Bienensterben entgegen. Sogar auf dem Stadion des FC St. Pauli leben zwei Völker. Ein Verein vernetzt nun Hamburger Stadtimker. Ein Gespräch mit den Initiatoren

SZENE HAMBURG: Welche Vorteile haben Stadtimker?

Nils Gerber: Imker können hier besser ihr Wissen austauschen und ihre Arbeit teilen. Die Bienen haben den Vorteil, dass es in der Stadt keine Monokulturen und viel weniger bienenschädliche Pestizide gibt.

Warum beschäftigt ihr euch mit Bienen?

Otmar Trenk: Wir haben im Studium den Film „More than Honey“ entdeckt. Als Politikwissenschaftler fanden wir es unheimlich spannend, wie gut sich ein Bienenvolk organisiert. Wir dachten, dass man viele Probleme rund um die Biene mit digitaler Vernetzung lösen kann. Zum Beispiel könnten Imker bei Bienenkrankheiten ihre Völker zusammen behandeln, sodass sie sich nicht anstecken.

Beesharing Hamburg

2014 habt ihr den Verein in Hamburg gegründet. Wie profitieren Hamburger Landwirte davon?

Otmar Trenk: Bei Bienen denkt man ja meist an Honig und vergisst ihre Bestäubungsleistung, ohne die sich viele Pflanzen nicht vermehren könnten. Uns geht es darum, ein nachhaltiges Bestäubungsangebot für Landwirte und langfristig die Pflanzen-, Arten- und Nahrungsvielfalt zu sichern.

Wie funktioniert das?

Otmar Trenk: Ein einzelner Stadtimker hat oft zu wenig Bienenvölker für eine Bestäubung. Über das Online-Netzwerk Beesharing können sie ihre Völker zusammen zu Bestäubungszwecken anbieten. Der Landwirt kann diese Bestäubungsgruppen durch die Umkreissuche finden. Wir kümmern uns darum, die Völker einzusammeln, sie zum Landwirt zu bringen und erledigen auch die Formalitäten, die beim Bienentransport nötig sind.

Ihr habt selbst zwölf Bienenvölker. Wie viel Honig bringen sie ein?

Nils Gerber: Bis zu 30 Kilo pro Volk. Manche Völker platzen vor Honig und andere sind wiederum etwas schwach und bringen nicht viel ein. Honig ist ja auch die Nahrung der Bienen. Wir entwickeln uns immer mehr in Richtung Bio-Imkerei und wollen einen großen Anteil des Honigs im Bienenstock belassen.

Otmar Trenk: Für ein Glas fliegt eine Biene gefühlt zweimal um die Welt. Diese Arbeit muss wertgeschätzt werden.

Beesharing Hamburg
Beesharing-Team

Bei euch kann man auch Bienenpate werden. Wie funktioniert das?

Otmar Trenk: Man übernimmt Verantwortung für bis zu vier Bienenvölker. Damit unterstützt man uns finanziell in unserer Arbeit als Verein und sichert die Arten- und Nahrungsvielfalt. Wir übernehmen alle Imkerarbeiten. Der Pate bekommt bis zu 30 Kilogramm Honig im Jahr und zweimal im Jahr kann er mit uns eine persönliche Begehung machen und den Honig direkt aus der Wabe probieren.

Interview: Natalia Sadovnik

Infos unter www.beesharing.de

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