Katja Ruge und „Electric Lights“ im Planetarium Hamburg

Fotografin, Producerin, Veranstalterin, DJ: Die Hamburgerin Katja Ruge hat viele Gesichter. Mit dem internationalen Fotoprojekt „Electric Lights“ zeigt sie Frauen in der elektronischen Musik. Ab Oktober bespielt sie zusammen mit den Porträtierten nun erstmals die Kuppel des Planetariums im Stadtpark
Mit „Electric Lights“ bringt Katja Ruge ihr Fotoprojekt zusammen mit Helena Hauff musikalisch ins Planetarium Hamburg(©FotografenwerkHH)
katja ruge electric lights
Fotografin, Producerin, Veranstalterin, DJ: Jetzt kommt Katja Ruge mit „Electric Lights“ ins Planetarium Hamburg (©ohne Credit)

SZENE HAMBURG: Katja, du hast länger keine Veranstaltungen gemacht. Warum?

Katja Ruge: Der eine Grund in den letzten Jahren ist natürlich offensichtlich und es ist so, dass ich als Fotografin viel zu tun habe. In den letzten sechs Monaten hatte ich zwei Einzel- und vier Gruppenausstellungen. Eine davon ist SPUNK in der Capitis Galerie, diese läuft noch bis 26. Oktober ’23. Regelmäßige Veranstaltungen, wo ich alles mehr oder weniger selber mache, sind zeitintensiv. Deswegen schaffe ich es nur gelegentlich, wie zum Beispiel mit Miss Kittin im Pudel neulich, kleine besondere Partys zu gestalten oder ich gehe einfach auflegen. Ich kann an dieser Stelle immer wieder nur sagen: Supportet die lokalen Partymacher, Clubs und fein kuratierte Abende.

Was ist „Electric Lights“?

„Electric Lights“ ist ursprünglich ein Fotoprojekt von mir, das Frauen in der elektronischen Musik zeigt. Es geht um die Energie und Kraft, ihre Leidenschaft, ihre Erfahrungen und ihre einzigartigen künstlerischen Perspektiven, und wurde zusammen mit einem Interview von Thomas Venker online im „Kaput“ Magazin veröffentlicht. Ich habe damit in 2018 angefangen und dieses Jahr geht es endlich wieder richtig rund.

Mit welchen Künstlerinnen hast du dafür zusammengearbeitet?

Afrodeutsche, Aurora Halal, Helena Hauff, Claire Morgan, Gloria De Oliveira, Terr, Nene H, Kraków Loves Adana, B. Traits, Amelie Lens, Jakojako, Anetha, Bloody Mary, Joyce Muniz, Lis Sarroca, Suzanne Ciani, Louisahhh, Ciel, Paula Temple, Chloé Caillet, Julia Govor, Phew, Paula Tape, Mell G, Imogen, Caterina Barbieri und viele mehr.

Es braucht Zeit, um alte Strukturen aufzubrechen

Katja Ruge

Und in welchem Setting?

Zahlen belegen das Gegenteil. Es wird hier oft ein falsches Bild der Sichtbarkeit vermittelt. Ich wünsche mir zudem Sichtbarkeit der Frauen in der Musik, egal ob Produzentinnen, Komponistinnen oder Textautorinnen. Nur wenn wir auch Musik spielen, die von Frauen produziert wird, kommen wir an einen Kern des Problems. Es kann also noch lange nicht von Ausgeglichenheit gesprochen werden.

Die Sessions finden des Nachts in Hotelräumen, Clubs oder tagsüber on Location, im Studio oder leer stehenden Häusern statt – danke hier aktuell an Bo und GutistGut. Jede Künstlerin hat ihre eigene Dynamik und Energie, das möchte ich laufen lassen können und fotografieren, deswegen gibt es kein festes Setting.

„Ich wünsche mir Sichtbarkeit der Frauen in der Musik“

Teilst du die Auffassung, dass mittlerweile deutlich mehr Frauen in den Line-ups elektronischer Clubs und Festivals zu finden sind?

Die Fragen zum Universum haben mich schon als kleines Kind beschäftigt

Katja Ruge

Was muss passieren, damit es dazu kommt?

Ich möchte hier nur von mir sprechen. Es braucht Zeit, um alte Strukturen aufzubrechen. Und viel Arbeit. Wir sind mittendrin. Deswegen mache ich Fotoprojekte wie „Electric Lights“ oder in der Vergangenheit „Ladyflash“. Frauen, die Frauen zeigen, die machen und damit erfolgreich sind. Zudem arbeite ich gerne mit neuen Musiker:innen bei ihren ersten Fotosessions.

Bilder im Full Dome und 54 Lautsprecher

Helena Hauff electric lights
Legt im Planetarium zusammen mit Katja Ruge auf: Helena Hauff (©Katja Ruge)

Nun startet deine zu „Electric Lights“ gehörende DJ-Set-Reihe. Wie entstand die Idee dazu?

Markus Schäfer von the content dome und ich kennen uns schon lange und als ich hörte, dass er für Planetarien produziert, habe ich ihn kontaktiert, damals noch mit meiner Partyreihe „Kann denn Liebe Synthie sein“. Das hat nicht gefruchtet und dann hatten wir uns vor drei Jahren noch einmal getroffen, ich habe von „Electric Lights“ berichtet und wir haben das Konzept neu aufgesetzt. Markus hat es dann beim Planetarium Hamburg eingereicht, immer wieder nachgehakt und dann hat er mich tatsächlich in diesem Frühjahr mit der Zusage überrascht.

Welchen Reiz hat es für dich, im Planetarium zu veranstalten?

Die Fragen zum Universum haben mich schon als kleines Kind beschäftigt. Ich wollte zudem unbedingt Astronautin werden (lacht). Habe das NASA Space & Rocket Center in den USA besucht und war in Cape Canaveral und so weiter. Wir alle sind abhängig von den Konstanten im Universum. Fast jede:r ist fasziniert davon. Innezuhalten, sich andere Fragen zu stellen, bewusst mit Zeit und Raum in einen Dialog gehen, ausgesuchte Musik zu genießen, mit Bildern im Full Dome und 54 Lautsprechern und dazu sich räumlich etwas aufzulösen, finde ich unfassbar spannend und möchte es teilen.

Was erwartet Besuchende am ersten Abend im Oktober?

Es wird zwei circa 80-minütige Sets mit kleiner Pause geben: Electro, New Wave, Techno, Dark Disco, Synth, Cosmic Disco, Italo! Erst lege ich auf, dann Helena Hauff. Die Hamburger Produzentin und DJ entstammt dem Umfeld des Golden Pudel Club. Sie steht für roughen, aufrichtigen Sound. Und es werden mit Sicherheit einige Bilder aus meinem Fotoprojekt „Electric Lights“ zu sehen sein, ansonsten gibt es Full Dome Planetarium.

Wie geht es danach mit der Reihe weiter? Und planst du noch andere Veranstaltungen in der nächsten Zeit?

Am 28. Februar 2024 geht es mit „Electric Lights“ im Planetarium Hamburg weiter. Dazwischen werde ich sicherlich noch hier und da auflegen und im Synthesizerstudio Hamburg mit Frank Husemann zusammen als „Can Love be Synth“ Musik aufnehmen. Wir haben im September gerade einen Remix für die Kieler Post-Punk-Band Cada Un gemacht und demnächst erscheint ein eigener Track auf einer Compilation von dem Label Air Texture die JakoJako zusammengestellt hat.

Für die bisher einzige Vorstellung von „Electric Lights“ im Planetarium Hamburg gibt es nur noch Restkarten. Laut Katja Ruge ist für Ende Febraur 2024 ein weiterer Abend geplant.

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 10/2023 erschienen.

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