Am Ende rockt Elvis (Grahame Patrick) den Zuschauerraum. Der Mann im weißen Jumpsuit steigt von der Bühne, schüttelt Hände, umarmt hier und da einen Fan, springt singend auf die roten Theatersitze und macht Faxen vor rasch gezückten Handykameras. Das ist Elvis, wie er leibte und lebte, nahbar und charmant. Als Titelheld der Tour-Produktion „Elvis –Das Musical“, die jetzt im St. Pauli Theater zu sehen und vor allem zu hören ist, tritt der Ire Patrick in die nicht eben kleinen Fußstapfen des King of Rock ’n’ Roll. Zwar bewegt sich das Elvis-Double aus Dublin zur Musik weniger geschmeidig, als sein sexy Vorbild – Filmsequenzen der Originalkonzerte laufen im Hintergrund mit und erlauben den direkten Vergleich –, doch das Hüftschwung-Manko wird durch enorme Bühnenpräsenz und ein beachtliches Stimmvolumen wettgemacht. Kraftvoll reiht Patrick Song an Song – von „My Way“ über „That’s All Right, Mama“, „Heartbreak Hotel“ und „Jailhouse Rock“ bis zu „Love Me Tender“.
Rahmenhandlung schwach, musikalisch stark
Die schlicht angelegte Rahmenhandlung des von Bernhard Kurz („Stars in Concert“, Berlin) produzierten Musicals orientiert sich grob an Stationen auf Elvis’ Lebensweg und ist die deutliche Schwäche des Musicals. In den unregelmäßig eingestreuten Spielszenen tritt Presleys langjähriger Manager „Colonel“ Tom Parker (flapsig: Nicolai Tegeler) auf und erzählt ein paar Takte, ohne die nichts fehlen würde. Im Kontrast dazu ist die Elvis-Hommage musikalisch durchgängig stark. Neben einem hervorragenden Orchester flankiert der amerikanische Gospel-Chor „The Stamps Quartett“ den Hauptdarsteller und führt mit ihm fingerschnippend gesungene Dialoge. Dabei ist der zweite Star des Abends ganz klar der Sänger Ed Enoch, der dem legendären Quartett seit 1969 angehört: Er begleitete Elvis Presley (1935–1977) bei über 1000 Konzerten und sang auch auf seiner Beerdigung.
„Elvis – Das Musical“, noch bis zum 30. Juli 2023 im St. Pauli Theater
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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 07/2023 erschienen.