Da sind sie wieder, die Deutschlandfahnen. Und die Hollandfahnen. Und Englandfahnen. EM-Zeit ist Fahnenzeit. In Spielorten wie Hamburg geht’s besonders rund. Da werden nicht nur Kleingartenflaggen in Landesfarben noch einen Meter höher gehisst und Wohnungsfenster ganz in Schwarz-Rot-Gold, Orange oder Blau-Gelb gehüllt. Da marschieren auch Zehntausende über die Reeperbahn, angezogen, bepinselt und haarcoloriert in ein und denselben Farben.
Das kann toll aussehen wie neulich bei den Holländern, die ihren Nach-links-nach-rechts-Tanz auch in Hamburg aufführten. Das kann richtig Spaß machen in Bars, Biergärten und auf für Public Viewings frei gemachten Betonflächen à la Heiligengeistfeld. Was es allerdings niemals sein sollte: eine Vorlage für Nationalstolz. Herkunft ist keine Leistung, sondern purer Zufall. Niemand hat etwas dafür getan, dass er geboren wurde, wo er eben geboren wurde. Kein Grund also, sich irgendetwas darauf einzubilden. Stolzgefühle während Fußballturnieren führten in der Vergangenheit nicht selten zu Aggressionen und Ausschreitungen. Im Hamburger EM-Sommer 2024 blieben sie bisher aus. Und genau so soll das bleiben. Dann ist nichts einzuwenden gegen die Fahnenhisserei. Dann ist alles nur schön bunte Feierei.
Dieser Kommentar ist zuerst in SZENE HAMBURG 07/2024 erschienen.