Filmkritik: „Emilia Pérez“

Sicario meets Mrs. Doubtfire: „Emilia Pérez“ von Jacques Audiard pendelt irgendwo zwischen Melodrama, Sozialkritik und Telenovela, getragen von Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón
Gattin Jessi (Sängerin und Schauspielerin Selena Gomez) räkelt sich auf dem Bett (©Neue Visionen Filmverleih/Wild Bunch Germany)

Die ambitionierte Strafverteidigerin Rita Castro (Zoe Saldana) vertritt in Mexico City Klienten, die für Drogenkartelle arbeiten. Sie hadert mit ihrem moralisch fragwürdigen Broterwerb. Dann erhält sie ein anonymes Jobangebot. An einem geheimen Treffpunkt sitzt ihr der gefürchtete Kartellboss Manitas del Monte gegenüber. Das Narbengesicht mit dem Goldgrillgebiss trägt mit Reibeisenstimme einen überraschenden Wunsch vor: Er möchte eine Frau werden. Rita reagiert skeptisch. Dass Drogenkriminelle sich durch plastische Chirurgie polizeilicher Erkennung entziehen wollen, ist nichts Neues. Doch bei Manitas scheinen die Dinge anders zu liegen, unterzieht er sich doch bereits einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie. Rita soll seine geheime Verwandlung nun offiziell abwickeln. Von einem üppigen Honorar gelockt, willigt sie ein.

Über die Medien streut sie das Gerücht, Manitas sei exekutiert worden. Die ahnungslose Gattin Jessi (Selena Gomez) und ihre zwei kleinen Söhne siedeln in die sichere Schweiz über. Nach erfolgreicher Operation beginnt Manitas unter seinem neuen Namen Emilia Pérez sein zweites Leben. Doch die Vergangenheit lässt Emilia keine Ruhe. Schuldgefühle angesichts des Leids ihrer einstigen Opfer plagen sie, hinzu kommt die Sehnsucht nach Jessi und den Kindern. So dauert es nicht lang, bis Rita erneut aktiviert wird.

„Emilia Pérez“: Ergreifend, cheesy und immer auf den Punkt 

„Emilia Pérez“ kommt am 28. November 2024 ins Kino (©Neue Visionen Filmverleih/Wild Bunch Germany)

Der neue Film von Jacques Audiard pendelt irgendwo zwischen Melodrama, Sozialkritik und Telenovela. Das Märchen über Schuld und Sühne wird von einer famosen Hauptdarstellerin getragen. Karla Sofía Gascón wurde in Cannes jüngst als erste Transfrau mit dem Preis für die beste Darstellerin geehrt. Sie überzeugt sowohl als finsterer Drogenbaron wie auch als glamouröser Schmetterling, als der dieser sich entpuppt. Eigentlicher Clou des Films sind aber die verblüffend organisch eingestreuten Musicalnummern, mit denen die Handlung gespickt ist. Gesprochene Dialoge entwickeln sich plötzlich zu Songs. Das ist mal ergreifend, mal ganz schön cheesy, aber immer auf den Punkt. Bombe!

Emilia Pérez“, Regie: Jacques Audiard. Mit Zoe Saldana, Karla Sofía Gascón, Selena Gomez. 130 Min. Ab dem 28. November 2024 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 11/2024 erschienen. 

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