Filmkritik: Die Unschärferelation der Liebe

Die Unschärferelation der Liebe von Regisseur Lars Kraume ist eine herrlich überdrehte, träumerische Liebeskomödie
Alexander (Burghart Klaußner) und Greta (Caroline Peters) sind ein ungleiches Paar (©X Filme)
Alexander (Burghart Klaußner) und Greta (Caroline Peters) sind ein ungleiches Paar (©X Filme)
„Die Unschärferelation der Liebe“ von Lars Kraume läuft ab dem 29. Juni im Kino (©X Filme)
„Die Unschärferelation der Liebe“ von Lars Kraume läuft ab dem 29. Juni im Kino (©X Filme)

Sie plappert unaufhörlich, oft ohne Zusammenhang, ist distanzlos, flatterhaft. Er redet, als referiere er aus einem Mathematikbuch, sein Unbehagen ist ihm anzumerken, dann wieder ist er leicht amüsiert mit einer höflichen Zurückhaltung. So unterschiedlich diese beiden Menschen erscheinen, so ähnlich sind sie sich in ihrer Einsamkeit. Beide trauern um eine große Liebe – sie um ihren verloren gegangenen Sohn, er um seine Verlobte, die ihn schon vor Jahrzehnten verlassen hat. Greta (Caroline Peters) und Alexander (Burghart Klaußner) sind dieses ungleiche Paar in Lars Kraumes „Die Unschärferelation der Liebe“ nach einem Theaterstück von Simon Stephens.

Mit einer abendlichen Busfahrt von Alexander durch das winterliche Berlin beginnt diese romantische, oft schrille Komödie. Überall auf seinem Weg fällt sein Blick auf Paare: Menschen, Tauben, Kirchtürme, selbst die Ampelmännchen treten zu zweit in sein Blickfeld. Dann, an einer Bushaltestelle, küsst ihn eine Frau unvermittelt in den Nacken, es ist Greta. Fortan wird Alexander sie nicht mehr los und es ist nicht klar, ob diese Frau einfach nur völlig überdreht ist, einen konkreten Plan verfolgt oder pathologisch ein wenig wirr ist. Eine seltsame und berührende Freundschaft zwischen dem verschlossenen Metzger und der 20 Jahre jüngeren durchgeknallten Greta entsteht.

Träumerisch, völlig unrealistisch und dabei zauberhaft

Peters und Klaußner überzeugten als jenes Paar bereits 2016 in Stephens’ Zweipersonenstück „Heisenberg“ am Düsseldorfer Schauspielhaus. Kraume verlegt es in das wuselige Berlin, in dem die Einsamkeit der Menschen umso deutlicher wird. In langen Einstellungen begleitet er Alexander bei seinen Spaziergängen, seinem Morgenritual, in seine Metzgerei, lässt dem ungleichen Paar viel Raum, um ihre Beziehung in dieser träumerischen, völlig unrealistischen und dabei zauberhaften Komödie zu entfalten. Es ist übrigens Greta, die Alexander irgendwann die Unschärferelation nach Werner Heisenberg erklärt. Danach lassen sich zwei Messgrößen eines Teilchens nicht gleichzeitig bestimmen, also etwa Ort und Impuls. Für sie trifft das auch auf die Unerwartbarkeit der Liebe zu.

„Die Unschärferelation der Liebe“, Regie: Lars Kraume. Mit Caroline Peters, Burghart Klaußner, Carmen-Maja Antoni. 92 Min. Ab dem 29. Juni 2023 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 07/2023 erschienen.

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