Filmfest Hamburg – Mehr als politisch unbequem

leto-a-c-Hype-Film-Kinovista
leto-a-c-Hype-Film-Kinovista

Das Filmfest Hamburg (27. September bis 6. Oktober 2018) präsentiert sich wieder „politisch unbequem“ und startet mit einer neuen Kategorie, in der ausschließlich deutsche Produktionen gezeigt werden –  die Sektion „Große Freiheit“. Was es sonst noch Neues zu sehen gibt, erfahrt ihr hier.

Deutsches Kino ist schon lange nicht mehr nur klamaukige Komödie. „Dass das deutsche Kino durchaus so spannend sein kann wie die große weite Welt haben Filme wie „Western“, „Wild“, „Vor der Morgenröte“ etc. in jüngster Zeit wieder bewiesen und so wollten wir unseren Anspruch an ein neugieriges und andere Erzählformen ausprobierendes Programm auch in eine eigene Reihe für Deutsche Kinofilme fließen lassen“, sagt Kathrin Kohlstedde, Programmverantwortliche beim Filmfest Hamburg. Etwa ein Dutzend Filme (die endgültige Anzahl stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest) werden deshalb um den neuen, mit 25.000 Euro dotierten Hamburger Produzentenpreis „Deutsche Kinoproduktion“ ins Rennen gehen. Der Name der Reihe, „Große Freiheit“, soll hierbei Programm sein, wie Filmfestleiter Albert Wiederspiel betont: „Der Sektionsname ist nicht nur eng mit der Stadt Hamburg verbunden. Er sagt auch aus, was wir uns für den deutschen Film wünschen: eine möglichst große erzählerische Freiheit mit viel Lust an anderen Themen und Sichtweisen.“

Das gilt selbstverständlich auch für alle anderen Sektionen. Da das Hamburger Filmfest kein A-Festival ist, das eine gewisse Anzahl von Weltpremieren zeigen muss, kann das Team aus dem Vollen schöpfen und auswählen, was es als sehenswert erachtet, ohne dabei Quoten erfüllen zu müssen. Das Ergebnis ist ein buntes Programm aus ­aller Welt, darunter viele Filme, die es sonst nicht in die Hamburger Kinos schaffen werden. Doch auch wenn es ein Publikumsfestival ist, sind alle gezeigten Filme Welt-, Europa-, Deutschland- oder zumindest Hamburg-Premieren, zu denen zahlreiche Gäste eingeladen sind. Einige der Filme sind bereits ausgezeichnet, so bekamen beispielsweise „Dogman“, „I Do Not Care If We Go Down In History As Barbarians“ und „Butterflies“ ins Cannes, Karlovy Vary und Sundance Preise verliehen.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Noch etwas ist Chef Wiederspiel bei der Ausrichtung des Festivals wichtig: „Als Privatperson fällt es mir schon schwer, nicht immer und überall politisch Stellung zu beziehen. Da ist es nur selbstverständlich, dass ich auch ein politisches Filmfest veranstalten möchte. Politisch heißt in diesem Fall, dass wir viele Filme haben, die die politische Weltlage reflektieren. Dass wir gerne Filme zeigen, die politisch unbequem sind. Und von politisch denkenden Regisseuren gemacht sind.“ So zeigt das Filmfest Hamburg mit „Leto“ von Kirill Serebrennikov und „Drei Gesichter“ von Jafar Panahi zwei Werke von Filmemachern, die trotz politischer Repression den Mut haben, in ihren Arbeiten die Einflussnahme auf das Leben und das künstlerische Schaffen selbst zum Thema zu machen. Ebenfalls spannend: „Mario“ (Sektion: Kaleidoskop) von Marcel Gisler, der am 2. Oktober in Anwesenheit des Regisseurs, der beiden Hauptdarsteller und der Mannschaft des FC St. Pauli Deutschlandpremiere feiert. Der in der Schweiz produzierte Film, der auch in Hamburg spielt, nähert sich einem Tabuthema und zeigt die Lebensrealität homosexueller Männer im Profifußball. Als die Anfrage zur Mitwirkung an den FC St. Pauli kam, musste man dort nicht lange überlegen, sagt Andreas Rettig, Geschäftsführer des FC St. Pauli: „Wir sind Überzeugungstäter und haben die Regenbogenfahne nicht aus Marketinggründen auf unserem Dach. Wir wollten unseren Teil dazu beitragen, dass auf das Tabu­thema Homosexualität im Profifußball aufmerksam gemacht wird.“

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Und sonst? Neben „Große Freiheit“ gibt es in elf weiteren Sektionen rund 130 Filme zu ­sehen, vom popcorntauglichen Gefühlskino über Dokumentationen bis hin zu künstlerischen, höchst anspruchsvollen Essay- und Arthouse-Filmen. Ankerpunkt ist wie immer das Festivalzentrum (am Allende-Platz), in dem es Workshops, Diskussionen und Partys geben wird. Das vollständige Programm wird am 11. September bekannt gegeben.

Text: Maike Schade 
Foto: Hype Film


 Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, September 2018. Das Magazin ist seit dem 30. August 2018 im Handel und zeitlos in unserem Online Shop oder als ePaper erhältlich! 

Lust auf mehr Geschichten aus Hamburg?

Bedrohte Räume #12: Der Schilleropa – eine Archäologie der Unterhaltung

Fuck Yeah Sexshop – Klischees? Kann man sich klemmen!

Für mehr Stories aus Hamburg folge uns auf Facebook, Twitter und Instagram.

Abonniere unseren Newsletter!

Erhalte jeden Tag die besten Empfehlungen für deine Freizeit in Hamburg.

Unsere Datenschutzbestimmungen findest du hier.

#wasistlosinhamburg
für mehr Stories aus Hamburg folge uns auf