Filmkritik: Electric Child

Existenzielle Ängste in „2001: A Space Odyssey“-Ästhetik
Electric Child: Es ist zum Schreien
Electric Child: Es ist zum Schreien (© 8horses_Port au Prince Pictures)

Zwei Kinder erblicken das Licht der Welt: eines, umgeben von elterlicher Wärme, sein Name: Tōru. Das andere, namenlos, angespült auf einer einsamen Insel. Von Beginn an verwischt „Electric Child“ die Grenze zwischen Geburt und digitaler Schöpfung. Der neugeborene Sohn von Computerwissenschaftler Sonny (Elliott Crosset Hove) und seiner Frau Akiko (Rila Fukushima) wird mit einer tödlichen Krankheit diagnostiziert. Aus Verzweiflung erschafft Sonny eine künstliche Superintelligenz, die eine Heilung finden soll. Doch zu welchem Preis? Visuell bewegt sich „Electric Child“ zwischen Sci-Fi-Dystopie und Arthaus-Drama. Präzise Farbwelten und kühles Licht à la „2001: A Space Odyssey“ (1968), nur dass hier die Beklemmung aus dem Raumschiff in den Serverraum verlegt wird. Begleitet von schriller Musik wird das Blinken und Rattern der Serveranlagen unbehaglich. Die KI wird vermenschlicht, indem sie von einem realen Schauspieler verkörpert wird. Sie bildet den Rahmen, doch das zwischenmenschliche Drama ist der Kern des Films: die Angst vor Verlust und vor der eigenen Ohnmacht.

Electric Child: Der Wunsch, den Tod zu überwinden 

Während Akiko ihre Trauer in der Natur verarbeitet, flüchtet Sonny in eine virtuelle Welt und klammert sich an einen „Ersatzsohn“. Diese geschlechtsspezifische Darstellung emotionaler Verfügbarkeit ist nicht neu, funktioniert hier aber als Kontrast. Die Emotionalität des Menschen ist die größte Schwäche im Umgang mit KI. Wie ein Säugling wird diese mit Daten gefüttert, kumuliert Macht und bleibt doch Projektionsfläche. Weniger eine Debatte über den Wert künstlichen Lebens, handelt der Film von existenziellen Ängsten und dem Wunsch, den Tod zu überwinden. Indem der Film Elternschaft neu denkt und sich nicht in Katastrophenszenarien verliert, fügt er dem Genre eine neue, versöhnliche Perspektive hinzu. Insofern reiht sich „Electric Child“ ein in moderne KI-Dystopien wie „Her“ (2013) oder „Ex Machina“ (2015) und ergänzt dabei eine ungewohnt versöhnliche Perspektive. 

Das Filmplakat des Film „Electric Child“ (© Artwork_RGB)

Trailer zum Film: 

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 08/2025 erschienen. 

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